Bucher Anstalten & Hospitäler
Das Schöne kommt vom Schonen
Mit der Gründerzeit wuchs die Residenzstadt Berlin über seine alten Stadtgrenzen hinaus. Berlin wurde 1871 Hauptstadt des neuen Kaiserreichs und kassierte hohe Summen an Kriegsentschädigungen aus Frankreich. Dies führte zu eine hohen Zustrom in die Stadt, wo schon Teile in bitterer Armut lebten. Eine Mischung von Aufbruchsstimmung und Resignation lagen in der Luft. Bauboom auf der einen Seite und Menschen, die die Wohnungen in den Gründerzeitbauten nicht bezahlen konnten brachten nicht nur zwei Jahre später den Gründerkrach hervor, sondern die arme Bevölkerung wurde in unzumutbare Mietskasernen verdrängt, wie diese im Wedding, genannt Meyer's Hof. Bei den damaligen miserablen Wohnverhältnissen folgten viele dem Alkohol, Geschlechtskrankheiten waren sehr verbreitet und es gab überdurchschnittlich viele Tuberkulosekranke, die in den Todesursachen die Liste anführten.
Trotz des Gründerkrachs wuchs die Stadt Berlin unaufhaltsam. Vielerorts kam man gar nicht so schnell mit dem Bau öffentlicher Einrichtungen hinterher, so auch bei Krankenhäusern, Pflege- und Altersheimen. Die Bodenpreise in der Innenstadt von Berlin erreichten in der Gründerzeit astronomische Höhen, selbst Berliner Vororte rüsteten sich schon auf dem Weg zur Stadt. Sie bauten teilweise für ihre Einwohner eigene Alten- und Krankenhäuser, die aber die großen Zahlen aus Berlin nicht aufnehmen konnten. In Berlin waren schon zwei Irrenanstalten fertig gestellt, die eine im östlichen Herzberge und die andere im nordwestlichen Dalldorf und waren schnell überbelegt. Anstalt III sollte nun am Rande der Stadt entstehen. So bot die Lage im Berliner Norden am Rande großer Waldungen den Planern besonders günstig zu erscheinen größere Anlagen zur Kranken- und Alterspflege (Hospitäler und Siechenanstalten) auf dem ehemaligen Gut in Buch zu errichten. Aus dem ehemaligen Gut sollte eine Krankenhausstadt entstehen. Dies fand zwar zuerst nicht ganz die Zustimmung des Magistrats, doch die Notwendigkeit ließ dem Magistrat keine andere Wahl. So war Buch schon vor der Eingemeindung zur Residenzstadt Berlin in vielfältigster Weise verbunden. Die Stadtverordneten von Berlin beschlossen 1896 den Bau einer weiteren Anstalt von 1.200 Betten, die zum Baubeginn schon auf 1.500 Betten aufgestockt wurde. Mit der Ausführung wurde der Berliner Stadtbaurat Ludwig Hoffmann betraut der die Berliner Hochbauverwaltung leitete. Zu seinen weiteren Berliner Bauten zählen das Virchow Krankenhaus im Wedding, das Märkische Museum in Mitte, die Volksbadeanstalt in der Bärwaldstraße und viele Volks- und höhere Schulen der Stadt.
Die ältesten bekannten Hospitäler in Berlin waren das St. Spiritus (1272) und das St. Georg (1278) beide nicht in der Form der zu dieser Zeit benötigten Krankenanstalten. In den nach dem Dreißigjährigen Krieg gestifteten Hospitälern wurden bis zum 17. Jahrhundert Fremdlinge aufgenommen und versorgt, die ohne dessen Pflege unter freiem Himmel verstorben wären. Ein weiteres Jahrhundert später nahmen diese Häuser schon Geisteskranke auf. Das erste aus staatlichen Mitteln finanzierte Hospital war das zwischen 1697-1702 gebaute Große-Friedrichs-Hospital, wo alte Elende, Geisteskranke und Waisen unterkamen. Im 18. Jahrhundert unterschied man dann Patienten im Krankheitsgrad und verwies die Geisteskranken in das 1728 errichtete Irrenhaus in der Krausenstraße, siechende Menschen wurden in das ab 1727 belegte Charité-Hospital verbracht. 1885 wurde ein weiteres Friedrich Wilhelm-Hospital an der Prenzlauer Allee/Fröbelstraße errichtet. zwischen 1889 und 1895 wuchs die Bevölkerung der Stadt Berlin um 13,2 %, nur der Anteil der zu betreuenden psychisch Kranken dagegen stieg im gleichen Zeitraum um 55,1 %. Ausgenommen dabei blieben die Siechen und pflegebedürftigen Alten. Das erste städtische Krankenhaus wurde im Friedrichshain zwischen den Jahren 1868/74 gebaut. Gefolgt von einem aus Infektionsbaracken bestehenden Lazaretts entstandenen Krankenhauses, dessen Nachfolge das Urban in Kreuzberg antrat. Das Rudolf Virchow Krankenhaus entstand, als schon die Anstaltsbauten in Berlin-Buch schon liefen.
Mit Beginn der Jahrhundertwende (1899) begann man die III. Irrenanstalt (später Heil- und Pflegeanstalt oder Hufeland-Krankenhaus) zu errichten. Zwei Jahre darauf folgte die Heimstätte für Lungenkranke (seit 1927 Waldhaus genannt), wiederum ein Jahr später konnte schon das Alte-Leute-Heim seinen Betrieb aufnehmen. Der städtische Friedhof gehörend zum Alte-Leute-Heim wurde 1907 in der Schwanebecker Straße angelegt. Im Jahr 1910 wurde die Kinderheilstätte gebaut, die ursprünglich als IV. Irrenanstalt geplant war. Während des ersten Weltkrieges beherbergte dieses Haus das Kriegslazarett. Als Genesungsheim wurde es dann 1919 eingerichtet. Der Bau für die "Neue Heimstätte im Walde" wurde 1913 begonnen und drei Jahre später wurde der Weiterbau eingestellt. Elf Jahre später (1927) wurde dieser Bau erst vollendet. Ein weiterer Friedhof Buch-Karow nebst Kapelle mit großem Kuppelbau konnte nie vollendet werden. Alle Häuser wurden zentral mit Wasser, Strom und Wärme versorgt. Unter dem Namen "Werk Buch" vereinigte der Versorgungsbereich das Maschinenhaus, eine Wäscherei, Bäckerei und das Wasserwerk. Abwasserversorgung erfolgte Rieselfelder in Hobrechtsfelde. Der Versorgungsbereich wurde zwischen 1900/06 gebaut und das Rieselgut in Hobrechtsfelde zwischen 1905/07 angelegt.
Ludwig Hoffmann hat es stets verstanden, jeder Anstalt ein eigenes, gefälliges und seinem Zwecke entsprechendes ernstes, architektonisches Gepräge zu geben. An den neuen Kliniken erkennt man alte Darmstädter Schule, besonders den Einfluss von seiten seines Schwagers Messel, der sich besonders gern an die Antike und die deutsche Renaissance anschließt. In seinen alten Erinnerungen schreibt Ludwig Hoffmann; "Mit besonderer Freude hatte ich in meiner Tätigkeit als Baustadtrat Aufgaben begrüßt, die im freien Terrain eine größere Anzahl einzelner Bauten verlangten und besonders, wenn mit ihnen auch die Gartenanlagen von mir projektiert werden sollten". Diesen Grundsatz konnte Ludwig Hoffmann bei keinem anderen Bauvorhaben eindrucksvoller verwirklichen als bei den Klinik- und Pflegebauten in Berlin-Buch. Städtebauliche Konzepte gepaart mit scheinbarer nebensächlicher Kleinigkeit sind von der Handschrift Ludwig Hoffmanns ablesbar. Die Ludwig Hoffmann Bauten sind reichlich belebte Architektur, mit verwertetem bildnerischem Schmuck, der sinnig, teils ernst, teils humorvoll auf die Zweckbestimmung jeder Anstalt Bezug nimmt. Die Struktur der Baukomplexe bestimmt sich durch weiträumige Grünanlagen, die liebevoll mit Ruhezonen aus Bänken, Brunnen und Pavillons ausgestattet wurden. Geradlinige Alleen durchziehen die Grünanlagen, die Fassaden sind begrünt und schon in den Anfängen der Entstehung vermitteln die angelegten Parks durch Ihre Bepflanzung ihre raumgliedernde Wirkung und die beabsichtigte Funktion der inneren Erholung für die Patienten. In Zusammenarbeit mit dem Bildhauer und Professor August Bogel, Georg Wrba und Ignatius Taschner wurde Bestes geleistet, um an der Stätte der Leiden und Nöte in den Seelen das Gefühl der Behaglichkeit und des Frohsinns zu erwecken, im Sinne des Gedankens "Das Schöne kommt vom Schonen". Das Bild der Heiter und Behaglichkeit spiegelte sich in den Bauten, ihren roten Ziegelflächen mit Architekturteilen, zahlreichen Erkern und Giebeln und den vielen Ventilationstürmchen auf den Dachfirsten, ergänzt mit den ausgedehnten Dachflächen, Blumenbeeten und Alleen.
III. Berliner Irrenanstalt Der erste Krankenhausbau aus dem gesamten Gebäudekomplex in Buch war die Irrenanstalt, später auch bekannt als Hufeland-Krankenhaus. Ein weiträumiges karges Gelände an der Schwanebecker Straße, an dem ein Gebäudeensemble aus vierzig Gebäuden entstand. Durch regelmäßig gestaltete Grünflächen wurde die Anordnung der Bauten räumlich voneinander getrennt, die wiederum von vier parallel verlaufenden Alleen gefasst werden. Weiträumige Grünzonen bestimmen die Längs- und Querachse des Areals. Beachtlich ist es nach heutigem Stand, wie es Ludwig Hoffmann verstand über 1.500 Geisteskranke auf relativ geringen Raum unterzubringen. Größer als das Rote Rathaus in Berlin, so Ludwig Hoffmann, entstanden in Buch große Krankenhausbauten in deren linken Teil die Frauen und im rechten Teil die Männer untergebracht waren, gepaart von kleineren Krankenhausbauten, Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäuden, sowie Beamtenhäusern und einer Kapelle bietet der Komplex eine fast symmetrische Anlage. Sowohl der Gebäudeteil für die Frauen und der Herren verfügte über eine eigene Aufnahmestation, Häuser für "ruhige Kranke", Pflegehäuser, ein Überwachungshaus und drei Landhäuser für die kranken Patienten. Die Bauten sind aus roten Handstreichziegeln und weißen Fugen gebaut, die vom Sockel über Tür- und Fensteröffnungen bis zu den Giebeln mit Sandstein gefasst wurden. Diese Bauweise erinnert an dem Stil des holländischen Frühbarocks. Mittig gab es eine neutrale Zone die die Abteilungen der Frauen und Männer trennten. Weiteres bezeichnendes sind die Flügelbauten mit geschwungenen Ziergiebeln, die schon in den anderen Bauten zu findenden gaubenreichen Walmdächer und die kuppelförmigen Dachansätze und Sprossenfenster. Ergänzt wird der barocke Stil mit der Gestaltung des Gartenparterres mit streng geschnittenen Hecken und Solitärs, welches am Eingangsbereich des Verwaltungsgebäude angelegt wurde. Dem Kreuzpunkt der Achsen schmückt ein Brunnen mit einer wasserspeienden Bronzefigur, die den Jugendstil verkörpert.
Später wurde den bereits fertig gestellten Gebäuden zwei Verwahrhäuser für geisteskranke Straftäter hinzugefügt. Zum Wirtschaftsteil gehörte unter anderem eine Desinfektionszisterne, Pferdestall, ein Leichenhaus und eine Kegelbahn. Die Angestellten und das medizinische Personal lebten in den anliegenden Wohnbauten, die nahe der Klinik gebaut wurden. Direktor der III. Irrenanstalt wurde mit der feierlichen Eröffnung am 1. Mai 1906 Dr. Alfred Richter unter dessen Führung arbeiteten drei Oberärzte, zehn Assistenzärzte und über dreihundert Pflegekräfte, die zur damaligen Zeit noch der Gesindeordnung unterstanden und täglich 14 Stunden arbeiten mussten. Die Pflegekräfte hatten Kost- und Logiszwang und bekamen wenig Ausgangszeit. Verheiratete Pflegekräfte durften nur eine Nacht, die von Samstag zu Sonntag bei ihrer Familie verbringen. Heiraten durften die Pflegekräfte aber erst nach fünf Jahren. Das Haus durfte auch nach Dienstschluss nicht verlassen werden und in der Woche gab es gerademal einen halben Tag frei. Alle drei Wochen bekam man einen ganzen Tag frei und durfte diesen für Ausgang nutzen. Die Gesindeordnung, ein Überbleibsel der Feudalzeit wurde mit der Weimarer Republik abgeschafft. Die Klinik war binnen kürzester Zeit voll belegt, 1908 zählte man schon 1.800 Patienten. Es kamen Überlegungen eine weitere Irrenanstalt IV zu errichten. Durch eine Vielzahl von Maßnahmen kam die Klinik in den 20er Jahren auf eine Bettenzahl von 2.600. In dem Jahrzehnt wurde auch der Name von III. Irrenanstalt in "Heil- und Pflegeanstalt Buch" geändert.
Waldhaus (IV) Zweites großes Krankenbauprojekt für Ludwig Hoffmann war die "Städtische Heimstätte für Lungenkranke". Diese entstand schon während der Bauzeit der Irrenanstalt. Das neue Genesungsheim Waldhaus wurde auf dem Grundstück der Fasanerie des Schlosses Buch, am östlichen Ende des Dorfes unter Einbeziehung zweier Waldlichtungen errichtet. Der noch vorhandene Waldbestand sollte weites gehend geschont werden. Ursprünglich sollten die Todgeweihten Patienten im ehemaligen alten Herrenhaus untergebracht werden, wie es schon in den anderen rund um die Stadt gemacht wurde. Da das Bucher Schloss für diesen Zweck nicht geeignet war und man nicht nach einem weiteren Standort suchen wollte (der Klinikkomplex sollte möglichst nah beieinander liegen) entschied die Stadtverordnetenversammlung in Berlin, das für diese Patienten ebenfalls ein Neubau in Frage kommt. Baustadtrat Ludwig Hoffmann legte bei der Projektierung großen Wert darauf, dass die Zimmer der Patienten auf der Südseite liegen sollten, damit diese auf der davor befindlichen Wiese uneingeschränkt Luft und Sonne tanken können. Gegenüber allen anderen Häusern wurden Liegehallen in der Architektur vorgesehen, in denen sah Hoffmann den Organismus des Hauses. Das äußere Erscheinungsbild erinnert an monumentalen Bauten der französischen Barockkunst des 18. Jahrhunderts. Für die durch hohes Seitenlicht erleuchtete große Halle wurde der Eindruck verwandter Räume der italienischen Frührenaissance erstrebt. Der Mittelresalit des zweigeschossigen Gebäudes wurde mit zwei seitlich vorgestreckten Flügelbauten durch Liegehallen verbunden. Dazwischen lagen kleine windgeschützte Innengärten mit Brunnen und Ruhezonen. Bezeichnend für den Bau sind die imposanten Walmdächer mit Gaubenreihen. Die Risalite mit Kolossallisenen, Putzspiegeln und den Sprossenfenstern geben dem breitgelagerten Bau ein barockes Antlitz.
Zunächst war die Heimstätte als autarke Einrichtung geplant, mit eigenem Küchenbereich, Wäscherei, Strom- und Wasserversorgung und einem eigenen Leichenhaus. Als im Jahr 1902 fest stand, dass in Buch noch weitere Anstaltsbauten gebaut werden müssen, verzögerte sich der inzwischen schon durch die Heimstättenverwaltung angemahnte Bau, weil nun eine gemeinsame zentrale Versorgungseinrichtung geplant werden sollte. Die Fertigstellung wurde von 1902 auf 1905 verschoben, wobei die Planer nicht ahnten, dass während der Bauphase der Liegehallen 1904 ein bronzezeitlicher Friedhof entdeckt wurde. Trotz alledem konnte die Fertigstellung im Jahr 1905 abgeschlossen werden. Mit dem 7. August 1905 ging die Klinik für brustkranke Männer unter der Leitung von Dr. Fritz Reuter in Betrieb. Mitte der 20er Jahre wurde das "Waldhaus" der Kinderheilanstalt unterstellt und die Heilstätte für lungenkranke Frauen umgewandelt. Dr. Reinhold Hirz übernahm 1927 für fünf Jahre die Leitung der inzwischen umbenannten Klinik in "Waldhaus Buch".
Alte-Leute-Heim (III) Die dritte größere Anlage der Hoffmann'schen Wohlfahrts-bauten war das "Hospital-Buch" auch bekannt als "Alte-Leute-Heim". Als die damalgen Hospitäler Berlins nicht mehr ausreichten entschlossen sich die Stadtverordneten von Berlin eine solche Einrichtung in Buch bauen zu lassen. Das letzte Hospital dieser Art entstand 1888 in der Prenzlauer Allee/Fröbelstr. und hatte schon längst seine Kapazitätsgrenzen erreicht. Am Hang des "Stener Berges" wurde nach Planung von Ludwig Hoffmann die Einrichtung zwischen den Jahren 1904/08 gebaut. Diese Pflegeanstalt für Hospitaliten und leichte Sieche beiderlei Geschlechts sollte nicht den Eindruck einer Massenanstalt erwecken. Die Hauptachse der Gebäude wurde von Norden nach Süden gerichtet, die Anstalt wurde in vier Gruppen zerlegt, die Häuser lagern sich um ebenfalls vier Gartenhöfe. Stadtbaumeister Ludwig Hoffmann plante ein Gebäudeensemble aus vier Häusern im Landhausstil mit Mansarden und Walmdächern. Die Gartenhöfe erhielten durch ihre Futtermauern, steinernen Balustraden, Torbauten, Pergolen, Gartenhäuschen, einem kühlenden Brunnen und den plastischen Schmuckelementen eine ruhige Abgeschlossenheit und eine Art Wohnlichkeit. Die plastischen Schmuckelemente stammten von dem Künstler Ignatus Taschner, dem wir auch die vielen Figuren am Märchenbrunnen im Friedrichshain verdanken. Die zweigeschossigen Wohnbauten sind ebenfalls kennzeichnend durch die gaubenreichen Mansard-Walmdächer. Deutlicher als in allen anderen Anstaltsbauten zeigt sich hier der Jugendstil in der Gesamtheit seiner Verwendung. Schmückende Gebäudeteile sind zurückhaltend und erfahren in den zugehörigen Verwaltungsgebäuden eine barockorientierte Steigerung.
Eröffnet wurde die Anstalt schon 1908, die offizielle Einweihung fand aber erst am 19. Juni 1909 statt, wo auch unter den geladenen Gästen der Ehrenbürger Berlins, Professor Robert Koch, Kaiser Wilhelm II. in Begleitung des ehemaligen Präsidenten der USA, Theodore Roosevelt befand. Dr. Otto Maas war erster leitender Oberarzt im Hospital, aber nur für kurze Zeit, als Dr. Fritz Reuter aus dem Waldhaus hier ebenfalls die Leitung übernahm. Während des 1. Weltkrieges mussten hier zusätzlich Frauen mit offener Tuberkulose behandelt werden, die durch Dr. Preiser aus dem Lazarett betreut wurden. Zum Ende der 20er Jahre wurden die Strukturen des Alteleuteheims insoweit geändert, dass es nunmehr eine Innere Abteilung gab, die Dr. Georg Katz übernahm und eine Neurologische Abteilung, die durch Dr. Maas geführt wurde, der auch ärztlicher Direktor war. Ergänzt wurde die Einrichtung durch eine Röntgenstation und ein chemisches Labor. In dieser Zeit wurde das Hospital auch in "Buch-Ost" umbenannt, weil es ein weiteres an der Hobrechtsfelder Chaussee mit dem Namen "Buch-West" gab. Im Februar 1933 wurde die Einrichtung erneut umbenannt und erhielt zu Ehren des Erbauers, nach dessen Tod den Namen des hochverdienten Berliner Baustadtrat "Ludwig Hoffmann".
Kinderheilanstalt (I) Die lange Bauzeit dieser Anstalt reichte bis in die Wirren des Ersten Weltkrieges hinein. Baubeginn für das auf der westlichen Seite der Stettiner Eisenbahn, an der Chaussee zum Ortsteil Schönerlinde gelegenen Klinikumgelände war 1910 und mit Ausbruch des Krieges der Rohbau schon fertig. Gedacht war das Anstaltsgelände als "IV. Irrenanstalt der Stadt Berlin", wurde aber mit Ausbruch des Krieges einem Kriegslazarett zugeführt. Bei Baubeginn zu diesem Objekt stieß man auf ein bronzezeitliches Dorf. Albert Kiekebusch vom Märkischen Museum leitete damals die Ausgrabung und konnte sich gleicher großer Aufmerksamkeit erfreuen wie Ludwig Hoffmann mit seinen Klinikbauten in Buch. Diese Anstalt gilt als das Meisterwerk von Ludwig Hoffmanns Wohlfahrtsbauten. Ludwig Hoffmann schreibt; "Auch hier konnte ich die Anlage landschaftlich und architektonisch zusammen entwickeln. Die Bauten ... wollte ich mit weitflächigen Gartenanlagen und mit stattlichen Alleen zu einer Einheit zusammenfassen. Hinter dem Haupteingang vorbei an Beamtenwohnbauten lag das Hauptgebäude, dahinter weiterführend eine Doppelallee zum Gesellschaftshaus, ein Giebelbau mit hohen Säulen und seinem wunderschönen Portal. Hinter diesem Gebäude sind die Wirtschaftsbauten angeordnet. Der Gesamtkomplex wird durch drei Grünachsen gegliedert, die sich nordöstlich und südwestlich erstrecken. Eindrucksvoll verwendete Ludwig Hoffmann Gestaltungselemente des Neoklassizismus. Portiken und Portalvorbauten in Verbindung mit dorischen und ionischen Säulen, Pfeilern und Pilastern sind Details der zweigeschossigen Bauten mit Sandsteinsockeln und wiederum verbauten Walmdächern. Den Höhepunkt bildet dabei das Kasino mit seinem schlichten, von zwei Säulen gestützten Portikus, dessen Dreiecksgiebel ein Rundbogenfenster schmückt. Die Nebenachsen werden durch risalitgegliederte Dreiflügelbauten mit großen Innenhöfen bestimmt. Figurengeschmückte Brunnen aus Muschelkalk, hölzerne Gartenpavillons an den Kreuzpunkten des Wegesystems sind nur einige der Gestaltungselemente der Hofgärten.
Wie schon erwähnt, konnte damals die Anstalt zu ihrem geplanten Eröffnungstermin noch nicht fertig errichtet werden. Es sollten hier 2.000 Nervenkranke Behandlung finden als der Erste Weltkrieg die unfertige Anstalt in ein improvisiertes Kriegslazarett wandelte. Bis nahezu 3.000 Patienten wurden teilweise in den Häusern behandelt, so dass am Ende 1919 über 33.000 Verwundete in den ersten fünf Jahren versorgt wurden. Doktor Moritz Katzenstein war der erste leitende Arzt im Lazarett. Einige Soldaten, die ihren Kriegsverletzungen in dem Lazarett erlegen waren und nicht in ihre Heimat überführt werden konnten wurden auf dem Friedhof in einem Ehrenfeld an der Schwanebecker Straße beigesetzt. Mit der Auflösung des Lazaretts 1919 wurde nun auch keine weitere Irrenanstalt mehr benötigt und so konnte das Krankenhaus in eine Kinderheilanstalt zugeführt werden. Und so wurde aus der geplanten Irrenanstalt das größte Kinderkrankenhaus Berlins. Erst als "Genesungsheim der Stadt Berlin" bezeichnet wurde die Klinik bald in "Kinderheilanstalt Buch" (KiBu) umbenannt. Erster ärztlicher Direktor wurde der Kinderarzt Dr. Iwan Rosenstern, der die innere Abteilung leitete, wo Kinder mit Lungentuberkulose, Kinderkrankheiten aber auch bei Vernachlässigungserscheinungen behandelt wurden. Aber auch geisteskranke Kinder wurden in der Kinderheilanstalt behandelt. Die äußere Abteilung stand unter der Leitung von Oberarzt Dr. Simon. Im Jahr 1923 wurde in der Klinik eine Schule eingerichtet, da die meisten Kinder in einem schulpflichtigen Alter waren. Ein Teil der Anstalt IV wurde für Epidemien freigehalten und wurde schon 1927 bei einer großen Grippewelle genutzt. Anfang der 30er Jahre wurden dann sieche Frauen in den freigehaltenen Häusern untergebracht.
Hospital Buch West (V) Der Beschluss für diesen Bau wurde seiner zeits von den Berliner Stadtverordneten im Jahr 1913 gefasst. Nach der Fertigstellung sollten hier zwischen 500 und 1000 tuberkulosekranke Männer, Frauen und Kinder behandelt werden. Das Objekt diente vor allem als Entlastung für die städtischen Kliniken in Berlin. Im darauf folgenden Jahr begannen auch schon die Bauarbeiten im Bucher Wald, nördwestlich der Kinderheilanstalt an der Chaussee nach Hobrechtsfelde. Als nicht "kriegswichtige Bauten" wurde der Weiterbau am bereits im Rohbau befindlichen Anstaltsbau 1916 während des "Ersten Weltkrieges" durch das Oberkommando vorerst eingestellt. Neben drei Krankenpavillons, die im Rohbau fertig waren, war auch das Direktionswohnhaus nahezu komplett fertig. Nach Kriegsende verhinderte die wirtschaftliche Lage der Inflationszeit den Weiterbau, der einheimische Bucher nannte dieses Objekt schon "Die Ruinen von Buch". Es kamen auch schon Überlegungen, den Rohbau wieder abzureißen bzw. ihn zweckentfremdend als Genesungsheim für die benachbarte Kinderheilanstalt zu nutzen oder als Wohnhäuser fertig zu bauen. Als zwei Jahre später ein Anstieg von Tuberkulose Erkrankungen zu verzeichnen war wurde der Weiterbau wieder ins Leben gerufen. Unter strengster Sparsamkeit erfolgte 1924 die Planung zum Weiterbau. Die Sparsamkeit zeigte sich vor allem in der Belegung der Klinik. Um die Kapazität der Patientenaufnahme zu erhöhen wurde vorgeschlagen die Liegehallen in Tagesräume umzuwandeln. Auf diese Weise konnten weitere 45 Patienten in der Heilanstalt einen Platz finden. Da nicht alle geplanten Bauten ausgeführt wurden konnte man nur mit einer Bettenanzahl von fünfhundert rechnen. Durch die Sparmaßnahmen wurde die Anzahl auf über sechshundert Betten erhöht. An der Innenausstattung wurde auch der Rotstift angesetzt. Lange wurde hin und her gerechnet, Gutachten wurden erstellt und in endlosen Beratungen debattiert. Im Jahr 1927 wurde dann endlich der Weiterbau angefangen und im Jahr der beginnenden Weltwirtschaftskrise 1929 fertig gestellt. Am 14. September 1929 erfolgte die feierliche Übergabe durch die Hochbauverwaltung an das Gesundheitsamt von Groß-Berlin. Dr. Lasar Dünner übernahm die ärztliche Leitung des Hospitals, der davor die Innere Abteilung im Krankenhaus Moabit leitete. Dr. Siegfried Ostrowsky übernahm die Chirurgie der Klinik. Trotz der Sparmaßnahmen wurde die Heilanstalt nur mit knapp fünfhundert Patienten belegt.
Werk Buch Die riesigen Anstaltsbauten und die dazu gebauten Genesungsheime benötigten große Mengen an Energie sowie technische Anlagen zur Versorgung der Gebäude. Während man noch bei den ersten beiden Objekten autarke und zum jeweiligen Klinikprojekt gehörende Einrichtungen für die Versorgung plante, ging man davon ab, als klar war, dass weitere Bauten in Buch nötig waren. Eine zentrale Versorgungeinrichtung für alle geplanten Objekte war also sinnvoller und wirtschaftlicher. Der Baubeschluss für die Versorgungszentrale an der Schwanebecker Chaussee erfolgte im Jahr 1904. Auch hier hinterließ Ludwig Hoffmann seine Handschrift an der gebauten Betriebszentrale. Als Erstes wurde mit dem Bau des Heizkraftwerkes begonnen. Im Kesselhaus sorgten 26 Kessel gefüttert mit jährlich 30.000 t Kohle, welche 100.000 t Dampf erzeugten. Mit dem Heizkraftwerk wurde nicht nur die Wärmeversorgung und das Warmwasser gesichert sondern auch Dampf für die eigene Bäckerei und Wäscherei erzeugt. Mit 14 Dampfwaschmaschinen wurden jährlich 500 t Wäsche bewältigt. Die Bäckerei arbeitete mit drei Dampfbacköfen und lieferte jährlich über 700 t Brot. In dem Maschinenhaus des Elektrizitätswerkes sorgten zunächst drei Generatoren für den elektrischen Strom. Dort befand sich auch eine eigene Fabrikation zur Herstellung von kohlensäure-haltigen Getränken, die mit einer Produktionskapazität von jährlich 10.000 Flaschen lief. Und schließlich noch eine Eisfabrikation mit einer Kapazität von jährlich 500 t. Die Krankenanstalten waren unterirdisch mit dem Werk Buch verbunden. Für die reibungslose Versorgung mit Kohle wurde 1908 ein eigenes Anschlussgleis zur Stettiner Eisenbahn verlegt. Die Trinkwasserversorgung wurde mit einem eigenen Wasserwerk betrieben, das das Wasser aus neun Tiefbrunnen förderte und in einen Wasserturm nahe dem Alte-Leute-Heim speiste. Die Abwässer pumpte die eigens gebaute Pumpstation auf die Rieselfelder bei Hobrechtsfelde. Zum Werk Buch gehörte auch eine Müllverbrennungsanlage, Kühltürme, Lokschuppen und Kohlenbunker. Im Werk Buch waren anfangs 28 Beamte und über 200 Arbeiter beschäftigt um das Werk in Betrieb zu halten. Acht Familien der Beschäftigten aus dem Werk waren in dem eigenen Wohnhaus untergebracht. 1908 wurden dem Werk Buch noch zwei weitere Einrichtungen unterstellt. Zum einem kam die Zentraldispensieranstalt dazu, die für die Bereitung und Verteilung der Arzneien zuständig war. Mit der Einrichtung der Apotheke in der Kinderheilanstalt 1922 wurde dieser Bereich wieder abgegeben. Der verantwortliche Apotheker beaufsichtigte auch die Eis- und Selterwasserproduktion. Der zweite Bereich war der Anstaltsfriedhof, der Mitte der 20er Jahre vom Berliner Magistrat übernommen wurde. Hier fanden die Ärmsten auf Kosten der Wohlfahrtsämter und die über zweihundert, ihren Kriegsleiden erlegenen Soldaten ihre letzte Ruhe.
Neuer Berliner Gemeindefriedhof Der im Jahr 1910 geplante Zentralfriedhof Buch/Karow zählt zu den geplanten Objekten, das wie das Hospital Buch West nur teilweise gebaut wurden. Baubeginn war 1913, wo die geplante Kapelle und das Torhaus fertig gestellt wurden. Die Trauerkapelle, zentrales Gebäude des Friedhofs war eine Nachempfindung der Villa Rotonda des italienischen Architekten Andrea Palladio in Vicenza. Es war eine Halle mit darüber liegenden Kuppelbau, welcher außen durch gleich gestaltete portalartige Risalite mit eigenen Giebeln ausgestattet wurde. Mit dorischen Säulen versehen war der Eingangsbereich etwas vorgezogen. Schon während des Baus wurde festgestellt, dass der Grundwasserspiegel auf den Flächen so hoch war, dass Beerdigungen unmöglich wären. Schnell redete man im Buch vom "Seemannsfriedhof". Die Bauten wurden mit Unterbrechungen wegen des Weltkrieges zwar 1925 abgeschlossen aber nie seiner Bestimmung übergeben. Das Gelände wurde für den Bau des "Kaiser Wilhelms Institut für Hirnforschung" weiterentwickelt.
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