Blankenburg

Anselm de Blanckenborch

Dorfaue mit Kirche Kaiserdenkmal in BlankenburgNeben Karow blieb auch in Blankenburg der Charakter eines märkischen Dorfes erhalten. Dieser zeichnet sich auf dem Weg in Richtung Karow und Buch rund um die alte Dorfkirche ab. Ob es sich bei dem "Anselm de Blanckenborch" um das hiesige handelt ist nicht zweifelsfrei feststellbar. In dem Namen könnte sich aber die erste Erwähnung verbergen. Und die war 1271, in einer markgräflichen Urkunde für den Brandenburgischen Bischof. wo ein gewisser Anselm de Blankenburg als Zeuge eingetragen wurde. Die Familie von Blankenborch war ein altes märkisches und pommersches Adelsgeschlecht, mit ihrem gleichnamigen Stammhaus im Kreis Prenzlow (Prenzlau), welches auch als "Blankenborgh, Blankenborch, Blanckenburg und Blanckenborg" geschrieben wurde. Im 13. Jahrhundert kommen die Blanckenborch unter schon erwähnten Anselm (1253), Jordanus (1257), Tiedemannus (1273) und Johannes sowie Baldrianus (1277) nachweislich in märkischen Schriftstücken urkundlich vor. Erst in einem späteren Jahrhundert tauchen Schriftstücke auch in Pommern auf, mit einer Besitzurkunde zu Schloss Ramelow (1323), in der von einer Rückgabe die Rede ist. Es ist also anzunehmen, dass die Familie schon früher in Pommern zu Gegen war. Nun stellt sich die Frage, warum ist dieser Anselm de Blanckenborch auf einer alten märkischen Urkunde genannt, wenn die Familie ihren Stammsitz in der damals zu Pommern gehörenden Uckermark hatten. Waren sie auch in der Mark Brandenburg zugegen.

Dorfanger BlankenburgDie Siedlungsentwicklung der mittleren Uckermark, wo die Familie Blankenborch ihren Stammsitz hatten, stand im Zusammenhang mit der spät-slawischen Siedlungskammer. In dieser spätslawischen Zeit boten sich günstige Voraus-setzungen für den hochmit-telalterlichen Landesausbau durch die Erschließung der Landschaft und der inten-siven Besiedelung. Die Familie von Blankenborch, ein Adels-geschlecht aus dem Harz kommend, nutzten das vor-handene Potential und gründeten neben ihrer "Blankenburg" das zugehörige Dorf. Die Siedlungsgründungen führten führten zu einem Konzentrationsprozess, der die vorhandenen slawischen Siedlungen einbezog. Das heißt, dass spätslawische Siedlungskerne in der neuen Gemarkung aufgingen. Die Siedlungströme verliefen damals in verschiedene Richtungen. Ein aus Berlin kommender Siedlerstrom, der Richtung Norden zog gründete im Barnim Siedlungen mit dem gleichen Namen, wie sie in Berlin schon vorkamen. So finden sich die Orte Britz, Schmargendorf, Zehlendorf, Weißensee, Wilmersdorf und Buchholz aus Berlin kommend in Richtung Angermünde fast auf einer Linie. Dies schließt auf einen planmäßigen Siedlungsprozess, der aus dem Herkunfts- und Zielgebiet zu sehen sind. Umgekehrt, kann der Siedlungsstrom aus nördlicher Richtung gekommen sein. In den "Niederbarnimer Bausteinen" von Giertz und der Geschicht von "Niederschönhausen" werden viele Beispiele genannt.

Zistertienserkloster Chorin um die Jahhundertwende 1900Hinzu kommt, dass das in der Uckermark liegende Kloster Chorin maßgeblich an der Christianisierung der Mark, speziell des Barnim, beteiligt war. Es wäre also durchaus möglich, dass die Familie "Anselm de Blancken-borch" im südlichen Barnim eine zweite Siedlung an-legten, schließlich lag im gleichen Einzugsgebiet des Klosters wie ihr Stammsitz. Schließlich kamen die "von Roebell" ursprünglich aus dem Mecklenburgischen und gehörten später zum Alten Märkischen Land- und Schwertadel, bevor sie den etwas nördlicher liegenden Ort Buch gründeten, der nicht nur slawische sondern auch germanische Spuren hervorbrachte. Damals besaßen adlige Familien auch mehrere Siedlungskerne bzw. Dorfanteile. In der späteren Zeit finden sich auch Besitzungen der Familie in Westpreußen. Zusammengefasst wäre es eine von drei Möglichkeiten, wie Blankenburg zu seinem Namen kam. Laut mehreren älteren Recherchen aus dem vorigen Jahrhundert ist auch die Wahrscheinlichste. In beiden Siedlungen gab es gleiche Voraussetzungen im slawischen Ursprung. Es ist also möglich, dass sie auch an der von Berlin kommenden Besiedlung in Blankenburg ihre Spuren hinterließen bevor sie sich in der Uckermark niederließen und sich von dort aus nach Pommern und Westpreußen ausbreitete.

Burgwall Den Ursprung nahm das Dorf Blankenburg aber schon viel früher. Im 7. Jahrhundert errichteten slawische Stämme eine Burg (Burgwallstraße 76/77), die dann ein Jahrhundert später niederbrannte und wieder aufgebaut wurde. Die wallartige Befestigungsanlage war mit einer starken Wehrmauer umgeben, dessen Holzkastenkonstruktion mit Sand und Steinen gefüllt war. Sie diente dazu die Burg vor möglichen Feinden zu schützen. Später dann, nach dessen Brand wurde die Burg auf den Trümmern erneut aufgebaut und an dem umgebenen Graben wurden dann Böschungen mit einen Absatz (Berme) sowie eine Uferbefestigung angelegt. Bis in das 10. Jahrhundert existierte diese Anlage und wurde wahrscheinlich wegen der zunehmenden Christianisierung bzw. der Unterwerfung durch König Heinrich I. und seinem Sohn Otto dem Großen verlassen. Die eroberten Ländereien wurden dann in Marken aufgeteilt und einem Grafen zugeteilt. Wahrscheinlich duldete der damalige Markgraf Gero diese Burgen nicht, schließlich benötigte er auf den Feldzügen gegen Polen einen freien Rücken. Archäologische Funde brachten gleich neben der ehemaligen Slawenburg Reste einer kleinen Siedlung zu Tage. Am Fuße der Burg befand sich eine Vorburgsiedlung, die sich in der Richtung der Heimburgstraße befand. Die Burg Blankenburg war Mittelpunkt einer Siedlungskammer, wovon mehrere Siedlungskammern wiederum zu einer größeren Burg gehörten. Sie waren auch alle einem Stamm zugehörig. Die Blankenburger Siedlungskammer und die Siedlungskammer vom Burgwall in Blankenfelde gehörten zum slawischen Sprewanenvolk, die ihre Hauptburg an der Mündung von Dahme und Spree in Köpenick hatten. Letzter slawischer Herrscher war hier Fürst Jaxa, bevor dieser von Albrecht den Bären gestürzt wurde. Der Hügel auf dem die Burg stand wurde mit der zunehmenden Besiedlung von Blankenburg abgetragen.

Die zweite Möglichkeit der Namensgebung könnte der Brurgwall von Blankenburg mit ihrer alten Slawenburg an der Panke gewesen sein, deren Spuren bei der Besiedlung des Barnim noch vorhanden waren. Im Fall von Blankenberg und Blankensee, zwei ganz ähnlichen Ortsnamen, steht dessen Übersetzung aus dem slawischen für blanker See und heller Berg. Die altslawische Buchstabenverbindung bl hängt sprachgeschichtlich mit dem germanischen blank zusammen, welcher auch für hell und glänzend steht. Nimmt man diese Erkenntnis für den vorliegenden Fall, müsste gefragt werden, was am Blankenburger Burgwall für hell gestanden hätte. Dazu kommt, dass die Bezeichnung Burg ein germanischer Begriff ist und es übersetzt im slawischen gard (Burg Stargard, Mecklenburg Vorpommern) heißen müsste. Da der Wortteil gard im Ortsnamen nicht vorkommt ist auszuschließen, dass der Name slawischer Abstammung ist. Einzige Ausnahme bildet der Wortteil blank. Bezogen auf die Panke, die glänzend an der Burg vorbeiplätscherte, könnte dies ein Hinweis sein, dass sich der Ortsname aus einem slawischen und einem deutschen Teil zusammensetzt. Vielleicht nannten die Slawen ihre Burgwall-Siedlung übersetzt "Glänzende Burg", weil sich das glitzernde Pankewasser an der Burg wiederspiegelte. Die Panke war früher entschieden breiter und wilder. In dem Fall wäre dann ein Teil des alten slawischen Namens im deutschen übernommen worden.

Es gibt aber auch Orte, wo slawische Namen ins Germanische übernommen wurden. Bei den bereits genannten Ortsnamen steht z. B. Britz für slawisch bresa (Birkendorf). Auf den Stadtteil Pankow bezogen wurde der Ort vom Flussnamen der Panke abgeleitet. Die alten slawischen Bezeichnungen pend und pant fanden im Slawischen Verwendung für Fluss oder Gewässer. Das slawische Wort pantke könnte für eine Verkleinerungsform gestanden haben, also Flüsschen. Verwendung findet aber eine andere These, dass der Name aus "wild sprudelnd" und "anschwellend" herrührt. Wäre auch möglich, da die Panke vom Hohen Barnim abwärts fließt und früher, wie schon erwähnt, viel breiter und wilder war. Denken wir nur an das Mühlrad der Pankemühle im heutigen Bürgerpark, die vom Pankewasser mitgerissen wurde, weil die Panke an dem Tag Hochwasser führte, weil das Schmelzwasser in das Tal schoss.

Theodor Fontane, bekanntester Chronist der Mark Brandenburg erklärte zu einem Teil slawischer Siedlungen in einem seiner Gedichte die slawische Herkunft der Namen;

Und an dieses Teppichs blühenden Saum - Die lachenden Dörfer, ich zähle sie kaum: Linow, Lindow ~ Rhinow, Glindow ~ Beetz und Gatow, Dreetz und Flatow ~
Bamme, Damme ~ Kriele, Krielow ~ Petzow, Retzow ~ Ferch am Schwielow ~
Zachow, Wachow und Groß-Bähnitz ~ Marquard an der stillen Schlänitz ~
Senzke, Lenzke und Marzahne ~ Lietzow, Tietzow und Rekahne ~
Und zum Schluss in dem leuchtenden Kranz: Ketzin, Ketzür und Vehlefanz.

Wie schon beschrieben lag der Ursprung der neuen Siedler im Landkreis Barnim im Harz und der Altmark, aber auch aus dem niederländischen und flämischen Raum. Die Siedler beschritten die Ländereien mit dem sogenannten Locator, steckten Gebiete ab, die durch die Markgrafen oder anderen Adelsfamilien vorgegeben waren. Das Hinzuziehen deutscher Adliger als Initiatoren des Landesausbau brachte die Einwanderung deutscher, niederländischer und flämischer Siedler mit sich. Ließ man den neuen Siedlern die Wahl des Namens frei, so gaben sie den neu gegründeten Siedlungen entweder den Namen aus der ehemaligen Heimat oder einen an die neue Umgebung angelehnten Namen. Nimmt man den Namen Buchholz, so stand dessen Name in Berlin für Buchen + Wald. Hingegen der Name Schmargendorf für "Dorf des Markgrafen" stand. Die dritte Möglichkeit, wie Blankenburg zu seinem Namen kam, kann nur noch in dem Namen der alten Heimat begründet werden. Welche der drei Varianten die Richtige ist kann nicht zweifelsfrei geklärt werden. Auch wenn wir noch einmal auf das Adelsgeschlecht aus dem Harz zurückkommen, das im Harz liegende Blankenburg hatte ebenfalls eine slawische Geschichte. Am Wahrscheinlichsten ist die Namensgebung durch das alte Adelsgeschlecht, gefolgt von der Übernahme eines altslawischen Namen, der sich vermutlich auf das glänzende Wasser der Panke bezieht, oder der Namensgebung durch die neuen Siedler, die ihren Heimatnamen für die Benennung ihrer Siedlung wählten.

Erste Erwähnung Ursprünglich zum Barnim gehörend wurde Blankenburg mit seinem jetzigen Namen erst im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt, und zwar im Landbuch von Kaiser Karl IV., der seine Güter in dieses Buch (1375) vermerken ließ. Im Landbuch Kaiser Karl IV. findet der Ort seinen Platz als Rittergut der Familie von Röbell, dessen Gut 8 Hufen Land beschrieb. Die Röbells waren in Blankenburg Lehnsherrn, Dorfherr war Tyle Brügge, der auch das Obere und Niedere Gericht sowie das Patronat besaß. Familie von Röbell besaßen auch in Karow und Buch Güter und hatten somit einige Ländereien in der Gegend. Insgesamt war Blankenburg mit 42 Hufen eingetragen, wovon 4 Hufen die Pfarrei und 3 Hufen der Lehnschulze. Ebenfalls üblich, wie bei den Nachbarn, gehörten zum Dorf die Bauern und Kossäten. Die Bauern besaßen zu ihrem Hofe Hufen und die Kossäten Wöhrden. Sie waren persönlich frei, mussten aber Zins, Pacht und Abgaben leisten. Wagendienste und Arbeiten auf dem Rittergut waren damals ebenfalls üblich, die Dienste auf dem Rittergut wurde meist von Tagelöhnern durchgeführt. Über eventuelle Vorbesitzer ist in dem Landbuch nichts geschrieben. 1483 verlegte die Familie von Röbell ihren Hauptsitz von Blankenburg nach Buch.

Kirche in BlankenburgBlankenburger Kirche Der älteste Bau im Dorf Blankenburg ist die Dorfkirche, die den Mittelpunkt nebst Anger bildet. Die Begräbnisstätte liegt im Kirchhof und ist noch heute so erhalten. Der Bau der Kirche geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Zum ältesten Teil der Kirche gehört das westliche Hallenschiff. An der Nordseite der Kirche steht der für das Mittelalter übliche Sakristeianbau. Gegenüber anderen alten märkischen Kirchen weist sie eine gewisse Sonderform auf. Von Außen betrachtet, scheint es sich um einen länglichen Kirchenraum zu handeln, wo aber im Inneren eine Gliederung in Chor und Schiff auszumachen ist. An einem leichten Mauerrücksprung an der Ostseite im Inneren der Kirche ist zu erkennen, dass der Raum in Chor und Schiff gegliedert ist. Die Dachstühle über dem Schiff und Chor der Kirche sind mittelalterlich. Es fanden sich Dendrodaten aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Zur Kirche besteht ein quadratischer Turm, in der Breite des rechteckigen Kirchensaales. Der Gesamtbau besteht aus regelmäßigen Quadern, die mit nachlässig bearbeiteten Steinen durchsetzt sind. Der Kirchturm weist bis etwa Schiffshöhe die gleiche Bauweise auf, wurde dann aber mit unregelmäßigen Feldsteinen weitergebaut und dessen Kanten mit Kalkstein versehen. Bei Umbauten im 14. Jahrhundert zählte wahrscheinlich die Aufstockung des Turms zu den wichtigsten Baumaßnahmen. Wie sein Vorgängerbau aussah, wenn es einen gab, ist nicht überliefert, war aber dann vermutlich Fachwerk und hatte einen hölzernen Aufbau. In dem oberen Teil des Turmes befinden sich heute, außer der Ostseite, schlitzartige Fenster.

Mit unregelmäßigen Feldsteinen wurde auch die Sakristei errichtet. Die Fenster wurden barock verändert, die einst an der Ostseite vorhandenen Fenster, welche auf einer Zeichnung Wohlers von 1834 als zwei relativ kleine Fenster zu sehen sind, wurden geschlossen. Es waren wahrscheinlich im Ursprung seitlich zwei mal vier hochsitzende rundbogige Fenster vorhanden, wie man es im Inneren an den erhaltenen Blenden erkennen kann. Südlich des Saales ist ein rundbogiges Feldsteinportal und weiter östlich ein ein vermauertes spitzbogiges Backsteinportal erhalten. Das westliche Portal wurde vermutlich nachträglich erneuert, es ist spitzbogig und aus Backstein. Der Saalbau mit Westturm, der bis 1939 auf dem Zeltdach noch eine achtseitige barocke Laterne trug wurde 1940 erneuert. Bei dieser Erneuerung wurden auch am älteren Westteil zwei hochsitzende, schmale, spätromanische Fenster freigelegt und das alte Rundbogenportal an der Südwand, in dem noch der Wehrbalken steckte wieder geöffnet.

Zu dem kunsthistorischen Inventar der Kirche zählen unter Anderem der von der flachgedeckten Saaldecke herabschwebende Taufengel, der mit vorzüglich geschnitztem Rahmen ausgestattete Altar und die mit dem Athanasianischen Glaubensbekenntnis gestaltete Bildtafel. Zum Kirchenbestand gehörten noch 1541 ein Kelch, eine Monstranz und einem Pazifikale. Von diesen Gegenständen ist nichts erhalten geblieben, sie wurden im Zuge der Reformation vom Kurfürsten eingezogen. Noch aus der Entstehungszeit stammt sicherlich der Altarblock. Das dazugehörige Abendmahlgemälde wurde erst 1694 geschaffen. Eine rundbogige Nische befindet direkt neben dem Eingang zur Sakristei in der Chornordwand. Eigentlich zu groß für eine Sakramentsnische, aber wiederum zu alt für ein größeres Sakramentshaus, kann es sich nur um den Rest eines Wandschrankes aus frühester Zeit handeln, der vermutlich beim Bau der Sakristei vermauert und ebenfalls Mitte des 20. Jahrhunderts freigelegt wurde.

Um die Kirche herum, dessen Ummauerung des Kirchhofes erfolgte Anfang des 19. Jahrhunderts. Das Dorf Blankenburg gehörte noch Mitte des 15. Jahrhunderts zur Probstei Bernau, 1541 wird Jörg Schmid als Pfarrer genannt und die Buchholzer Kirche als Filialkirche genannt. Ein kleiner Trampelpfad verband die beiden Gotteshäuser.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts steht der bekannteste und gefürchtetste Raubritter seiner Zeit im Zusammenhang mit dem Dorf Blankenburg. Im Dienste der "Edlen Gans" zu Putlitz gestanden waren sie um 1400 die stärksten Widersacher der markgräflichen Gewalt. Die Kinder, Gebrüder Quitzow nutzten seinerzeit die Anarchie um die Mark Brandenburg, die nach dem Tod von Kaiser Karl IV. entfacht wurde. Dessen Nachfolger hatten kein sonderliches Interesse an die Mark Brandenburg, so dass sich umherziehende Raubritterbanden über das Land hermachten. Angesehene Adelsfamilien, meist aus der Prignitz kommend, machten sich auf, um Brandenburger Besitztümer durch Plünderung und Brandschatzung an sich zu reißen. Bekannt ist, das Dietrich von Quitzow zusammen mit seinem Bruder und den Herzögen von Pommern 1402 Bötzow (Oranienburg) überfiel und einnahm. Selbst die Stadt Berlin fürchtete die Quitzow-Brüder und begab siich mit Zahlung einer Geldsumme in deren Schutz. Schließlich wechselte Dietrich von Quitzow die Seiten und ließ sich als Befreier von Berliner Bürgern feiern, nachdem er seinen ehemaligen Verbündeten aus Pommern wieder aus der Mark verjagte. Seine eigenen Raubzüge führte er aber unvermindert weiter. Nach der Einnahme von Bötzow ist ein Drohbrief von Dietrich von Quitzow an die Bauern in Blankenburg überliefert, der von denen bestimmt ernst genommen wurde:

»Tu Blanckenborch«

»Wetet Schulze vnd bure tu Blanckenborch, wu gy my von stund an nicht entrichten sesteyn schock bemesche grossen, tu der Hans Stropbandynnen vor myn rente, dy my Juwe herren van den Berlin genommen hebben tu Köpenick, vnd wo gy ock van stund an nicht an kamen med juwen wegene tu Botzwo vnd furen my holt, so will ick Jw nehmen allent, dat gy hebben. Juwe antwort.«

»Übersetzung«

»Wisset, Schulze und Bauern in Blankenburg, wenn Ihr nicht von Stund an 16 Schock böhmischer Groschen zu Händen des Hans Strobandtin als meine Rente entrichtet, die mir Eure Herren von Berlin genommen haben zu Köpenick, und wenn Ihr nicht auch von Stund an mit Euren Wagen nach Bötzow kommt und mir Holz anfahrt, so will ich Euch nehmen alles, was Ihr habt. Eure Antwort.«

Aus dieser Sachlage ist anzunehmen, dass das Dorf Blankenburg zu der Zeit im Besitzverhältnis des Berliner Rats stand, die die Quitzows für eigene Verluste verantwortlich machten. Der Übergabeort für die Lieferung war Bötzow (Oranienburg). Aus "Die Territorien der Mark Brandenburg" ist zu entnehmen, dass im Jahr 1550 derer von Röbell das Rittergut inne hatte. Weitere Besitzrechte hatten Tiefenbach und Winz...

Um 1624 bestand das Gut aus elf Hüfnern und neun Kossäten. Das zum Dorf gehörige Rittergut lag westlich vom Dorfanger des einst weiterführenden Straßendorfes. Der Anger selbst wurde mit zwei holprigen Wegen umfahren, die sich in Höhe des Gutshauses wieder vereinten. Das Pfarr- und Küsterhaus und die Bauergehöfte befanden sich unmittelbar an der Kirche im Dorf. Auf dem Dorfanger befanden sich ein Dorfpfuhl und -weide sowie westlich des Dorfes der "Alte Teich". Die Kossätenhäuser waren den Bauernhöfen aus Karow kommend vorgelagert. Südlich des Dorfes lag der Upstall (flämisch- brabantischen Ursprung), ein eingezäuntes Flurstück, welches durch die Dorfgemeinschaft (Allmende) als gemeinsames Weidegebiet genutzt wurde. Quasi nur einem Hundegebell von den Hofgärten entfernt weideten hier die Pferde des Dorfes. Im 17. Jahrhundert wurde aus dem Straßendorf ein Sackgassendorf, vermutlich weil der neue Besitzer weniger Verkehr vor seinem Gut haben wollte. Hierfür wurde die Krugstege zwischen zwei Höfen geöffnet.

1604, am 26 März findet sich im Magistratsarchiv (Cölln an der Spree):

»... Schiedsleute vergleichen die Stadt Berlin und die Gebüder Blankenfelde wegen der Belehnung und Zahlung des Schlosses von Blankenburg ...«

Restaurant Wiesenbaude am Karpfenteich in BlankenburgEs kamen schwere Jahre in das Land, welche auch nicht vor dem Dorf Blankenburg halt machten. Der "Dreißigjährige Krieg" (1618-1648) brach aus, zog Hungersnot, Krankheit und Verwüstung über das Dorf. Die Bewohner flohen oder kamen um und dessen Folge war, dass die Höfe verlassen waren, die Felder verödeten und nicht mehr genutzte Hufanteile wurden dem Rittergut zugeschlagen wurden.

1652 lagen in Blankenburg noch jeweils fünf Bauern- und Kossätenhäuser wüst. Paul von Fuchs erwarb Blankenburg 1683 von den Erben des Berliner Bürgermeisters Tieffenbach und tauschte es ein Jahr später gegen Malchow ein. Tieffenbach erbte es von seinem Schwiegervater, dem Berliner Bürgermeister Reichhardt. Bürgermeister Reichardt brachte es wiederkäuflich 1652 aus der Erbmasse Straube an sich.

 Weiterer Besitzer war ab 1684 Landrat von Barfuß, dessen Rittergut nun in Blankenburg schon 17 Hufen zählt. Anfang des 18. Jahrhundert (1710) ging das Rittergut von den Erben der Barfuß Familie in den Besitz von Friedrich I. über. Die Verwaltung von Blankenburg übernahm die königliche Domäne Niederschönhausen. Lassbauern und Kossäten waren nun dem generalpächter des königlichen Amts Niederschönhausen, bzw. dem Unterpächter auf dem Vorwerk Blankenburg dienstverpflichtet. In späteren Jahrhunderten war lange Zeit von einem Lustgarten in Blankenburg die Rede, die Friedrich I. mit der Übernahme 1710 angelegt haben soll. Dieser war hingegen lediglich ein kleiner Zier- und Kräutergarten auf dem Gutsgrundstück, der fälschlicher Weise einem Lustgarten gleichgesetzt wurde.

1772, mit der Separation wurde die Gutsuntertänigkeit gegenüber dem Lehnschulzen und dem königlichen Amt aufgelöst, es entstanden der eigenständige Guts- und Gemeindebezirk. Die Gutsuntertänigkeit gegenüber dem Lehnschulzen und dem königlichen Hofe blieb bis 1811 erhalten und wurde im Zuge der "Hardenbergschen Reformen" abgeschafft.

Der erste Krug wurde 1375 benannt, von einem Schmied war 1624 die Rede und um 1713 sprach man von einer Windmühle östlich vor dem Ort.

1785 findet sich ein Eintrag in einer Nachricht vom Seidenbau der Preußischen Länder:

»... An folgende Personen, welche zwar schon Seide gewonnen, aber theils noch keine Preise bekommen, theils schon Aufmunterung verdienen, ist der Preis von 1 Friedrichsd'or geschickt worden; 21) der Küster Wendt zu Blankenburg bey Berlin 11 Pfd.«

1798, aus vermischte Nachrichten im Dezember in Berlin im Andenken an Friedrich Wilhelm II. von Preußen, Markgraf von Brandenburg

»Von Herrn Prediger Miethman zu Lindenberg und Blankenburg bey Berlin. Der Bf. bemüht sich I) zu zeigen: in wiefern dem verstorbenen Könige die Ehre gebühre; und ermuntert 2) zur Erfurcht gegen seinen Nachfolger. Den allgemeinen Refterionen über die fürstliche Würde, ist eine Skizze der militärischen Laufbahn des Regenten angehängt, und einiges über die Besitznahme der unter der vorigen Regierung dem Pr. Staat einverleibten hinzugefügt worden...«

Bahnhof Blankenburg 1905Ein gewisser Rentier Emil David George war zwischen 1812 bis 1866 Eigentümer eines Hofes in Blankenburg. Wie sein Privatbesitz aussah ist nicht nachvollziehbar, er muss aber vermögend gewesen sein, denn nach ihm ist in Blankenburg eine Straße benannt worden. Wer zu dieser Zeit Besitzer des Gutes in Blankenburg war ist nicht mehr bekannt. 1882 kaufte die Stadt Berlin das Gut, um den Ausbau der Rieselfelder voranzutreiben. Durch den Ausbau des Rieselguts wurde die Entwicklung von Blankenburg eingeschränkt. Die vorherige agrarische Nutzung blieb im Ort erhalten, handwerkliche Gewerke blieben gering und auch der Handel blieb rückständig. Nach der Jahrhundertwende, ab 1908, wurde in Blankenburg damit begonnen, den Ort an das öffentliche Elektrizitäts- und Gasnetz anzuschließen. Im Ort leuchteten nun allabendlich die Gaslaternen. Die städtische Wasserversorgung kam erst erst mit der Eingemeindung zur Stadt Berlin dazu. Trotz aller Neuerungen im Ort bleibt der Dorfcharakter erhalten. Die 1877 eingerichtete Bahnstation änderte ebenfalls nichts daran. Der Bahnhof Blankenburg liegt ca. einen Kilometer vom Ortskern entfernt. Die Bevölkerungszahlen stiegen kaum, so dass selbst im 19. Jahrhundert noch keine tausend Menschen lebten. Mit der anstehenden Eingemeindung der Pankower Dörfer in den 19. Verwaltungsbezirk von Berlin und dem Trend des vorortlichen Wohnens erfährt das Dorf Anfang des 20. Jahrhundert erste größere Bevölkerungszuwächse.

Heimstätte auf dem ehemaligen Upstall in Berlin-Blankenburg 1887Heimstätte Am 10. Oktober 1887 wurde im ehemaligen Gutshaus eine Heimstätte für Genesende Frauen und Mädchen errichtet, in der rund 50 Patientinnen Platz fanden. Es steht geschrieben; "Die drei Häuser beherbergen zusammen 100 Kranke. Davon liegt eines für Männer in Heinersdorf im Teltower Kreise, eines für Frauen auf dem Rieselgute Blankenburg bei Berlin und außer dieser beiden "städtischen....". Es war eine der ersten städtischen Heimstätten für Rekonvaleszente in Berlin. Ein Nachfolgebau wurde 1908 vom Berliner Baustadtrat Ludwig Hoffmann auf dem ehemaligen Blankenburger Upstall errichtet und als Heimstätte "Upstall" bezeichnet. Die Bauausführung leitete der Architekt Arnous. Der Wirtschaftsbereich, der Einrichtung, aus Küchenbereich und Waschküche befinden sich im Untergeschoss der seitlichen Flügel. Ein großer Speisesaal liegt im mittleren Erdgeschoß, wobei der etwas höher liegende Gesellschaftsraum als Bühne für den Speisesaal fungieren könnte. In den Geschossen darüber befinden sich die Räume der Pfleglinge und je ein Schwesternzimmer pro Etage. Im Nachfolgebau fanden nunmehr knapp hundert weibliche Patientinnen Platz. Sie schliefen in dreiundzwanzig Bettenzimmern, wovon ein Einbettzimmer der Nachtschwester vorbehalten war, sechszehn Vierbettzimmer und sechs Fünfbettzimmer den Patientinnen zur Verfügung standen. In der Heimstätte fanden Patientinnen Aufnahme, die als Unterstützungs- und Wohnsitzberechtigte nach überstandener Krankheit oder zur Verhütung einer zu befürchteten Krankheit zwecks schneller Wiedererlangung ihrer Gesundheit Hilfe benötigten. In ländlicher Idylle, am damals noch unbebauten Blankenburger Pflasterweg und der Krugstege, sollten sich die Patientinnen erholen. Einziger Manko war sicherlich der markante Duft von den umliegenden Rieselfeldern. Zu Beginn des "Ersten Weltkrieges" wurde der Heimbetrieb unterbrochen und die Heimstätte geschlossen.

Kriegsgefangenenlager in BlankenburgKriegsgefangenenlager Mit Vertrag zwischen der Intendantur des III. Armeekorps und dem Berliner Magistrats wurde die Heimstätte zur Unterbringung gefangener generale, Oberste und Offiziere genutzt. Mit Beginn des Jahres 1915 wurde das Gefangenenlager für Offiziere verschiedener Nationen in Betrieb genommen. Im Gefangenenlager mit untergebracht wurden Ordananzen, sogenannte Offiziersbuschen, die den gefangenen Offizieren zu Dienste waren. Zu Spitzenzeiten waren über 150 Gefangene inkl. der Ordananzen im Haus untergebracht. Gemäß Haagener Landkriegsordnung stand den gefangenen Offizieren neben der standesgenäßen Behandlung eine Besoldung in vergleichbarer Höhe deutscher Offiziersgrade zu und durften nicht zu Arbeitsdiensten herangezogen werden. Je nach Rang waren die einen in Einzelzimmern und die anderen in Mehrbettzimmern untergebracht. Da die neue Heimstätte bestens ausgestattet war, fehlte es den hohen Herrn an nichts. Sie verfügten über eine Bibliothek, Sportplätze und konnten sich auch außerhalb des Gebäudes zu Spaziergängen frei bewegen. Die Lagerführung unterstand dem Lagerkommandanten, Hauptmann Kunz von Lochow-Lübnitz, einst Landwehroffizier, der schon 1899 aus dem aktiven Militärdienst ausgeschieden war. Er wurde beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes als humaner Lagerkommandant beschrieben, weshalb wahrscheinlich auch keine Fluchtversuche unternommen wurden. Zu den bekanntesten Insassen gehörte der britische Flügeladjudant Sir königlichen Majestät König Georg, Oberst Gordon und der belgische general Lemann, Kommandant der Festung Lüttich. Mit dem Waffenstillstandsabkommen von 1918 wurde das Gefangenenlager wieder aufgelöst und 1919 seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt.

Schon zwei Jahre später brachte der Mangel an Hospitalplätzen eine neue Veränderung in die Heimstätte. Es wurde die Heimstätte Blankenburg, wo man nun auch Kleinstkinder aufnahm, für die Pflege kränklicher, rachitischer, skrofulöser und unterernährter Kinder. Die 20er Jahre überschlugen sich im Berliner Gesundheitswesen. Während der Inflation kam es vermehrt zu Bettenmangel in den umliegenden Kliniken. Man entschloss sich bereits ein Jahr später zur Umwandlung der Heimstätte in ein Leichtkrankenhaus für Frauen und Kinder und schloss es der Kinderheilanstalt Buch an. 1925 offensichtlich wieder freistehend verfügte der Magistrat die z. Zt. freistehende Anstalt Upstall wird in Anbetracht der derzeitig großen Bettennot bis auf weiteres von sofort ab mit innerlich kranken Frauen belegt. Ab sofort nannte sich die ehemalige Heimstätte "Krankenhaus Upstall". Bereits Anfang der 30er Jahre stand die nächste Veränderung für das Haus an. Vermehrte Grippefälle eröffneten das inzwischen abermals geschlossene Haus wieder als Krankenhaus für Inneres. In dieser Funktion blieb es bis 1941 und wurde, nachdem es dem Jugendamt unterstellt wurde, als Säuglingsheim weiter geführt. Viele Waisen- und in den letzten Kriegsjahren Flüchtlingskinder wurden im Säuglingsheim aufgenommen. Kurz vor dem Ende des Krieges wurde der Ostflügel des Hauses bei Kampfhandlungen beschädigt. Als Kinderheim wurde es bis in das Jahr 1984 weiter geführt. Ab dem 1. September des gleichen Jahres wurde das nun genannte Heim "Janusz Korczak" in das Wochen- und Dauerheim für schulbildungsunfähige, förderungsfähige, intelligenzgeschädigte Kinder und Jugendliche umgewandelt. Im Gegensatz zur Albert Schweitzer-Stiftung wurden die Bewohner hier rehabilitationspädagogisch gefördert. Nach der politischen Wende blieb das Haus eine Rehabilitationseinrichtung in kommunaler Verwaltung. Nach einer umfassenden Sanierung im Innen- und Außenbereich wurde das Heim behindertengerecht umgebaut. Wo vor fast hundert Jahren knapp einhundert Patientinnen bzw. einhundertfünfzig kriegsgefangene Offiziere im Haus untergebracht waren, teilen sich nun ca. fünfunddreißig das Haus in Wohngruppen mit eigenen abgeschlossenen Wohnbereichen. Von dem Gesamtensemble Ludwig Hoffmann's ist neben dem Hauptgebäude das Garten und Maschinenhauf erhalten und bilden ein schönes Bau- und Gartenensemble im lange Zeit verträumten Dorf Blankenburg.

Was das ehemals märkische Dorf mit Berlin um die Jahrhundertwende verbindet ist die Schrebergartenkultur, welche sich 1911 an der Bahntrasse bildete. Mit kleinenteiligen Parzellen entstanden riesige Anlagen für die kleingärtnerische Nutzung. Berliner Arbeiterfamilien frönten sich an den Wochenenden zwischen ihren Obst- und Gemüsekulturen oder mit einem Stück Apfel- oder Pflaumenkuchen am sonntäglichen Kaffeetisch vor ihrer eigenen Laube. Dies wurde politisch auch gefördert, um das Volk während der schweren Jahre und des drohenden Krieges klein zu halten. In alten Berichten von Botanikvereinen werden die großartigen Ernteergebnisse auf den besiedelten Rieselfeldern gelobt. Zwischen den Orten Heinersdorf, Buchholz und Karow verbreiteten sich die Kolonien von Schrebergärten, Wochenend- bzw. Sommerhäusern und mit der Zeit entwickelten sich die heutigen Ein- Zwei- oder Mehrfamilienhäuser. Lediglich nach Malchow liegende Flurstücke blieben der Landwirtschaft vorbehalten.

Albert Schweitzer-Stiftung in den 60er JahrenAlbert Schweitzer-Stiftung Die Entwicklung der Stiftung begann einige Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Die bereits in der Bahnhofstraße erbauten Häuser aus den 30er Jahren, wurden auf einem Teil des ehemaligen Ritterguts und dessen großen Obstgarten  an der Schäferstege gebaut. Wobei der größere Teil des Areals aus Ackerflächen bestand, die 1882 dem Rieselgut Blankenburg zugeführt wurden. Mit Eingemeindung in die Stadt Berlin, wurde die Berieselung auf dem Grundstück eingestellt und als Gemüseanbaugebiet genutzt. Mit Ende der 30er Jahre wurde auf Anordnung des Magistrats von Berlin und in Abstimmung mit der generalbauinspektion für die Reichshauptstadt eine Wohnsiedlung für ausländische Bauarbeiter errichtet, welches in der Folgezeit als Unterkunft für Kriegsgefangene und überwiegend osteuropäische Zwangsarbeiter erweitert wurde. Zum Teil zerstört übernahmen die Sowjets das zum Teil zerstörte Gebäudeensemble und nutzte als Lazarett. Auch Wohnungslose und Heimatvertriebene fanden kurze Zeit eine Bleibe. Mit Kriegsende befanden sich immer noch einige der Bauten im Rohbau und wurden durch Diebe ausgeplündert.

1947 wurden die Bauten vom Magistrat an den Rat des Stadtbezirks Pankow überführt und als ein Behelfskrankenhaus eingerichtet, das dann dem ebenfalls kriegsbeschädigten Pankower Krankenhaus in der Galenusstraße unterstellt wurde. So entstand in Blankenburg eine kleinere Variante des Krankenhauses in Pankow. Schon zu dieser Zeit waren viele chronisch- und geistig Kranke in dem Behelfskrankenhaus untergebracht, die zum Teil intensiver Pflege bedurften. In den Jahren 1953/54 begann der stetige Übergang vom Behelfskrankenhaus zum Pflegeheim für die schon vielen geistig und chronisch Kranken, die schon in Blankenburg untergebracht waren. Der schon damals zunehmenden Altersstruktur in der Bevölkerung musste der Schaffung von geeigneten Unterkünften einhergehen. Schon während der Zeit des Behelfskrankenhauses spiegelten sich fehlende Betreuungskapazitäten in eklatanter Weise und in den Zuständen der Heime wieder, so dass einige Ostberliner Einrichtungen als "Sterbehäuser" bezeichnet wurden. Hinzu kam, dass das Pflegeheim Heinersdorf 1954 aufgelöst wurde und diese Patienten dann nach Blankenburg kamen. Teilweise mussten die Patienten sich selbst überlassen bleiben, weil viele der offenen Stellen im Pflegeheim unbesetzt blieben und die wenigen Pflegekräfte somit überfordert waren. Auch die nötige Förderung durch geeignete Therapien bzw. Rehabilitationsmaßnahmen für die psychisch Kranken waren schwierig. Das Haus wurde ein typisches Relikt der Psychiatrie in der DDR, wo man Menschen mit schweren psychischen Störungen medikamentös ruhig stellte, um der nötigen täglichen Arbeit in den Heimen halbwegs nachzukommen. Vor der Übernahme durch den Magistrat am 1. Januar 1954 ist zu lesen von "...nicht zu verantwortende Verhältnisse...", die sogar die Sozialdezernentin Wilhelmine Schirmer-Pöscher, Stellvertretende des Oberbürgermeisters auf den Plan rief, die das Heim am 2. Juni 1954 persönlich inspizierte. In dem Umfeld des Heimes gab es schon erste nennenswerte Verbesserungen, die Leichenhalle für Verstorbene konnte ausgebaut werden, um die Überführung der Toten pietätvoll durchzuführen. Sie vermerkte auch in ihrem Bericht, dass sich die Atmosphäre im Heim verändert habe "...äußerlich auch sichtbar durch politische Tageslosungen, die in den Eingangshallen aller Häuser jetzt sichtbar sind.". Aus diesem Tagesbericht der Leiterin der Abteilung Sozialwesen ist ersichtlich, welche Aufgaben das Heimpersonal zusätzlich zu bewältigen hatte, um der herrschenden politischen Partei gerecht zu werden. Die städtischen Vertreter suchten stets nach Möglichkeiten, bewusstseinsbildend im Sinne der "Arbeiter und Bauernregierung zu wirken. Mitte der 60er Jahre wurde es etwas besser, denn zu der Zeit erhielt die Einrichtung den Namen "Albert Schweitzer" verliehen, mit dem, so der Wortlaut... im Namen von Albert Schweitzer für das Wohl der Bewohner zu arbeiten.

Neben dem Behelfskrankenhaus war nach dem Krieg eine Behelfsschule in dem Komplex untergebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zudem einen großen Lehrermangel, dem man mit sogenannten Schulhelferinnen entgegen wirkte. Sekretärinnen z. B., die eine guten Schulabschluss hatten, wurden dann als Lehrerinnen weitergebildet. Die Behelfsschule war dort bis 1952 und zog dann wieder zurück an die Priesterstege (heute Kindergarten).

Mitte der 50er Jahre, als die Blankenburger Behelfsschule auszog, begann der Übergang zum Krankenpflegeheim.

In den späten siebziger Jahren wurde ein Neubau zwischen den alten Gebäuden und dem Dorfanger für die Stiftung errichtet, da das Heim aus allen Nähten platzte. Erst mit der politischen Wende kamen auch Verbesserungen für die in der Stiftung wohnenden Heimbewohner. Der schlechte Ruf aus vergangenen Zeiten hing der Stiftung nicht nur nach, sondern wurde kurz nach der Wende noch einmal angefacht, als Mitarbeiter der Stiftung herausfanden, dass ein behandelnder Arzt jahrelang im Stasigefängnis Hohenschönhausen tätig war.

Schulklasse aus Berlin - BlankenburgNachkriegszeit Ebenfalls bekannt aus den 50er Jahren, die Blankenburgerin und Meisterin im Eiskunstlauf der DDR, Christel Abraham. Die ortsansässige Grundschule wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von einer harten Stalinistin namens Werner geleitet. Erdkundelehrer Pickert verteilte am 17. Juni 1953 (Aufstand der Arbeiter in Ost-Berlin) Broschüren aus dem Verlag Volk und Wissen "Des Kaisers neue Kleider" und "Das Flaschenteufelchen" auf dem Schulhof. Beides war politisch gemeint und offensichtlich von Erfolg gekrönt, Lehrer Pickert war später selbst Direktor der Schule. Die Direktorin Werner war es, die schon ein Jahr später auf einer Weihnachtsfeier im Blankenburger Krug für einen Eklat. Sie ließ die Kinder ihrer Schule zur Weihnachtsfeier das Lied "Hab mein Wagen voll geladen, voll mit alten Weibern.." singen. Sie war noch Jahre danach Gesprächsthema Nr. 1 auf jeder Blankenburger Weihnachtsfeier.

Die Industrie der Nachkriegszeit war in Blankenburg mehr oder weniger durch zweier eher am Rande befindlichen industrieller Einrichtungen geprägt. Zum Einem war es die die Buchholzer Lederfabrik, gleich hinter der Panke gelegen, wo heute der Pankower Gewerbepark liegt. Der andere Industriezweig war das Kalkwerk vor der Eisenbahnbrücke zu Karow. Zu den mittleren Handwerksbetrieben in Blankenburg zählten die "Große Sägerei" Stapel in der Rhönstraße und die große Brotfabrik Hartmann in der Trift/Ecke Eifelstraße. Ansonsten blieb Blankenburg sehr ländlich geprägt. Bauer Zenke war Besitzer eines sehr großen Feldes an der Triftstraße, wo sich ehemalige Blankenburger Kinder daran erinnern, dass sie auf den Stoppelfeldern keinesfalls barfuß laufen konnten. Sie erinnerten sich auch an viele Gänse im Dorf um denen man besser einen Bogen machte. Großen Anteil an der Landwirtschaft nahmen auch die vielen Kleingärtner, sie lieferten zum Herbst tonnenweise Obst für die HO (Handelsorganisation) und dem Konsum.

Konsum Kaufhalle in den 70er JahrenDie ehemalige Landgemeinde Blankenburg stellt noch heute seine Form mittelalterlicher Dorfgestaltung in beeindru-ckender Weise dar. Einziges Zeugnis vergangener Tage ist der noch erhaltene Dorfanger, seine gut erhaltene Dorfkirche und einige alte Bauerngehöfte. Die Schmiede und Stellmacherei befand sich auf dem Hofe des heutigen Fuhrbetriebs, am nördlichen Anfang des Angers, auf der Seite wo sich die ehemalige Post befand. Der alte Blankenburger Krug quasi Visasvis neben der Apotheke. Der Fahrradladen an der Kirche war zu DDR-Zeiten eine Bäckerei, rechts von ihr war das beliebte Blankenburger Kino. Es verschwand Ende der 50er Jahre. Die ehemalige HO-Kaufhalle zwischen Feuerwehr und Kirche entstand Anfang der 60er Jahre auf einem zuvor leeren Areal.

Ein altes Herrenhaus findet sich in Alt-Blankenburg 3, No 14 zeigt ein stattliches Bauernhaus. Das älteste noch erhaltene Bauernhaus befindet sich in der No 10 von Alt-Blankenburg. Vielfach gut erhalten sind die Wirtschaftsbereiche der Höfe. Um 1880 veränderten sich die baulichen Strukturen im Dorfkern von Alt-Blankenburg. An den großen märkischen Häusern verzieren straßenseitig Stuckornamente und kleine Freitreppen. Aus den Dreiseithöfen wurden Vierseithöfe. Noch heute gut erkennbar ist, dass es sich damals um ein Sackgassendorf handelte, welches aus der Richtung Karow her per Feldweg zwar direkt erreicht werden konnte, aber nicht in ein weiteres Dorf weiterführte. Anders als in Französisch Buchholz blieb die Umfahrung des Dorfkernes (Kirche) bis heute erhalten.

Die städtebauliche Veränderung im Zuge der Wiedervereinigung 1990 sah vor, dass Blankenburg, wie in Karow, ein Neubaugebiet erhalten sollte, welches aber wegen mangels Bedarf nicht gebaut wurde. Und somit kann man heute sagen, dass der alte märkische Charakter von Blankenburg noch lange erhalten bleibt. Mit Anfang des 21. Jahrhunderts bekam Blankenburg eine Oase zur Erholung und Freizeitgestaltung. Ein Golfressort, welches sich auf ehemaligen Feldern zum Dorf Malchow erstreckt, wurde gebaut. Es ist der dritte Golfclub, der am Rande von Berlin gebaut wurde und zur aktiven Freizeitgestaltung der Berliner dient. Namensgeber ist der ehemalige deutsche Fußballnationaltorwart Sepp Maier, der zur Eröffnung gleich die erste Runde spielte.

Besonderen Dank, insbesondere beim Beitrag zum Gefangenenlager Blankenburg, für die Unterstützung an den Ortschronisten Hansjürgen Bernschein und Klaus Priese, Autor und Herausgeber des Buches "Medaillen und Plaketten des Berliner Bezirkes Pankow".

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Entlang der Panke - Von der Quelle im Naturpark Barnim durch den Norden Berlin's

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