Karow

Dorf der Teiche - Naturreservat Karower Teiche

Gutshaus Karow bei Genthin Den Namen erhielt der Ort Karow durch ein gleichgenanntes Kare bei Genthin. Mit der zunehmenden Besiedlung der Nordmark kamen Siedler aus der Altmark und nannten ihre neue Siedlung, wahrscheinlich aus Heimatgefühl, nach dem Stammsitz der Ritter von Kare, wo sie einst herkamen. Schon im Jahr 1186 tauchte die Ritterschaft von Kare in den Brandenburger Urkunden als Brandenburger Burgmannen auf, lange bevor an die Besiedlung der Nordmark zu denken war. 1233 ist ein Ritter Friedrich von Kare im Gefolge Johannes I. in Urneburg bei Tangermünde zusammen mit anderen Herrn. Es ist wahrscheinlich der Ort, wo der Barnimer Besiedlungsplan beraten und Friedrich von Kare von dort aus seine Unternehmungen in das nördliche Berlin beteiligt wurde. Dieser mag für den Ort zwischen Blankenborgk und Wentschen-Buck den Namen Kare veranlasst haben und später seine Siedler aus der Altmark nachzuholen. Ganz in der Nähe, des Dorfes Kare, im Dorfe Weddinge, ist in einer Urkunde vom 22. Mai 1251 nachgewiesen und durch die Markgrafen Johann I. und Otto II. genehmigt, dass ein Ritter Friedericus de Kare dem Spandauer Frauenkloster eine Mühle verkaufte. Wenn der Frage des Ortsnamens nach ein wendischer Ursprung nachgegangen werden würde, dann würde die Ableitung vom Namen nicht zur Lage des Dorfes passen. Die deutsche Übersetzung vom wendischen Kare würde bedeuten "ein am Bergrücken angelehnten Ort", diese Lage findet man nur in der altmärkischen Heimat. In der Altmark hingegen sprechen die Historiker von einem alten Wendendorf, das seinen Namen von der dort verehrten Wendengöttin Karemitt erhielt.

Im Besitztum der Familie der Brüder Bernadus und Tilo von Kare und der Familie von Röbell fand das Dorf 1375 im Landbuche Kaiser Karl erste Erwähnung. Die Familie Kare lehnte dabei 6 Hufen dem Rittergut zugehörig, Bede und das Hohe Gericht von Johannes von Gröben zu Lehen hatten. Mit der Nähe zu Berlin wurde das Dorf Kare wahrscheinlich begünstigt. Dies sah man im Handwerksbereich. Kare hatte eine eigene Schmiede, mit der der Schmied auch das benachbarte Dorf Buch als so genannte "Laufschmiede" versorgte. In Buch gab es eine Zweigstelle der Karower Schmiede, die sich in der Mühlenstraße (Pölnitzweg), an der Zufahrt zur Pankemühle befand. Bezahlt wurde der Schmied mit einer jährlichen Roggenernte (Schärfkorns). Kare erhielt auch sogleich eine Feldsteinkirche und nicht wie üblich eine Kirche aus Fachwerk. Nicht überliefert ist, ob Kare einen eigenen Pfarrer besaß. Den die Ausstattung der Pfarre war gleich mit der im Dorf Buch, beide besaßen 4 Hufen Land und Wiese und der Umstand das es im genannten Landbuch des Kaiser Karl noch nicht als "filia" (Filial) bezeichnet wurde. In der Martrikel der Pfarre de anno 1600 von Kare, dem Filial von Buch steht; "Hat ein Pfarrhoff alhier, zinset Jährlich 16 Sgr." (Sgr. = Steuergroschen). Es ist also davon auszugehen, dass Kare frühzeitig über einen eigenen Pfarrer verfügte. In den späteren Erbschaftsverhandlungen mit dem Krüger Trofe 1829 und mit Freiert 1867 ist die Rede von dem auf einem nördlich der Kirche gelegenen Grundstück No 31, bezeichnet als "sogenannte Pfarrstelle, welche besteht aus einem Wohnhause, der Stallung und dem Hausgarten". Auf diesem Grundstück behielt die Pfarre noch lange das Vorkaufsrecht.

Zu der dem Dorfe zugehörigen Ackerflur ist wenig überliefert. Aus der Dreifelderbewirtschaftung werden lediglich das "Buchische Feld, Buchschen Felde", nördlich vom Dorf und das "Hohe Feld, hohen Felde", östlich vom Dorf überliefert. Am Ende der gleichlaufenden Ackerflurstücke lag der so genannte "Danewend" (auch Wendestücke genannt).Er diente nicht nur zum Wenden des Pfluges, sondern war auch Grenzhain zwischen den Ländereien. Die Größe des Dorfes und seiner Ackerflur wird das erste Mal im Landbuche festgestellt, wo Kare mit 42 Hufen, die Hufen zu 30 Morgen gerechnet, also 1.260 Morgen. Über den Kapgraben, der damals die Landgemeinden Boeck slavica und Kare trennte führte eine schattige alte Kastanienallee. Zur Einwohnerschaft zählten neben dem Ritter und Schmied, lt. Landbuche 14 Kossäten und weiteren späteren Aufzeichnungen des Küsterlehrers Augustin von 1598 11 Bauern. Die Bauernstellen wurden im Landbuch nicht vermerkt. Ein viertel Jahrhundert davor wurde der verwirrenden Schreibweise des Dorfnamens im Pfarrmartikel von 1574 ein Ende bereitet. Wechselnd und fast willkürlich schrieb man im Mittelalter die Ortsbezeichnungen. Schreibweisen, wie Kare, Care, Caro, Kahro, Carow, Charow endeten schließlich in der noch heute üblichen Schreibweise Karow.

Dorfanger in Carow Lebensgrundlage für die Dorf-bewohner von Karow war der Ackerbau, Viehzucht und die Holzwirtschaft. Die Jagd war anders als in den benachbarten Dörfern von Karow nur dem Markgrafen vorbehalten. Auf den Ackerflächen wurden auch neben Getreidesorten Flachs angebaut, getrocknet, gehechselt und im Hause in Spinten gesponnen, von Bernauer Leinewebern zu groben und feineren Linnen gewebt. Im Angerbereich des Dorfes lag ein Enten- und Gänsepfuhl, welcher die Neigung der Dorfstraße verursachte. Das Dorf war prägte die typische Anordnung als Anger- und Straßendorf, Bauernhöfe und Kossätenwirtschaften lagen beiderseits der durchführenden Straße, in der Mitte auf der östlichen Seite war der Krug und die Schmiede, die Feldsteinkirche und der Pfarrhof. Dem gegenüber befand sich der eher schlicht gehaltene Rittersitz "de Kare", vermutlich ein zweistöckiger Fachwerkbau. Der Gutsgarten lag am Feldwege, der späteren Frundsbergstraße, der vom Dorf zum Upstal führte, durch eine Feldsteinmauer getrennt, die vor dem Eindringen des Viehes schützte. Linker Hand am dörflichen Ausgang befand sich das Hirtenhaus, für dessen Stall die Kirche das Stroh liefern musste. In der Verlängerung der Dorfaue konnte man die entfernt liegende Fachwerkkirche Buch erschauen.

Mit den Jahren, die ins Land gingen, wechselten auch die Besitzer des Rittergutes. Im genannten Landbuch von 1375 ist zu lesen, dass Johannes von Gröben fünf Jahre zuvor, also 1370, den Rittersitz von den Geschwistern Bernardus und Tylo von Kare, mit der Bede und dem hohen Gericht ohne den Vasallendienst zu Lehen geben, eine Art Untervermietung. Gröben folgte den Besitzern als Afterlehenbesitzer. Es werden auch Anteile am Zehnten in Karow benannt, wo auch zum ersten Mal die Namen Hans und Tamme Röbel auftauchen. Gröben kaufte auch den Rittersitz vom Vasallendienst frei. Mit dem Wandel des Gutes in einen Afterlehnbesitz wandelte sich auch die bereits genannte Bevorzugung aus der Nähe zu Berlin. Die Bedeutung von Karo sinkt zu Gunsten von Buch. Die Gröbens waren nun bestrebt ihre Karower Besitzung durch günstige Verpachtung auszunutzen. Und da waren die Röbels nicht weit, sie erwarben in Karow einen Besitztitel nach dem anderen und besaßen schließlich bald den gesamten Rittersitz in Karow. Das Dorf hingegen erwirbt die Familie Glinicke vom Sohn Johannes von Gröben zu Lehen. Die Glinicke nennen sich ab 1429 Glinicken von Kare waren aber nicht mit der ursprünglichen Familie von Kare verwandt. Sie waren Kaufleute, die ihr Geld in Karow und anderen Dörfern anlegten. Im Jahr 1483 wurden die v. Röbel mit Gerechtigkeiten auf sechs Wirtschaften in Karow belehnt. Im Lehnsregister von 1508 empfing Johann Schrag, Secretarius und Hofrichter zu Berlin "etlich stuck des dorffs Karo, so er von den Mathiasen (Glinickes) erkaufft u. von ihnen verlassen ist". Mit dem 10. April 1549 wird "Hans Robel zu Buck mit Zinsen und Pächten auf etlichen Hofen zu Karow, so er von Joachim Schume erblichen erkauft", belehnt. In einer 1769 gefundenen Urkunde aus dem Jahr 1551 wird berichtet, dass das Dorf Karow von Ulrich Schragen an Hansen Tempelhof, einem Bürgermeister von Berlin, verkauft worden sei. Dieser stiftete gemäß seiner Patronatspflicht der Kirche in Karow eine große Glocke. Bei der Erbteilung unter den Söhnen des Joachim von Röbel im Jahr 1587 erbte der älteste Sohn Moritz August von Röbel alle Karower Anteile. Nach einem Kauf übernahm 1625 der Bucher Erbherr Hans Dietrich von Röbel das Bauerngut von der Witwe Mareus Grawert und schlug es zum Rittergut. Das kleine Karower Schlösschen diente apanagierten Gliedern der Familie Röbel bis 1693 das Dörfchen Karow, mit seinen restlichen Ritterhufen, in einen Lehnschulzenhof umgewandelt wurde, nunmehr kein eigenständiger Guts- und Vorwerksbetrieb. Mit dem Tod des Hans Dietrich von Röbell 1654 wurde auch Karow neben der Gemarkung Buch unter Arrentatoren gestellt. Diese Wandlung rettete die Bauern- und Kossätenhöfe fast unvermindert in die Neuzeit. Im Gegensatz zu Buch, wo der Ausbau zu einem hochherrschaftlichen Rittergut die Mehrzahl der Bauern- und Kossätenhöfe zum Opfer fielen.

Erntefest 1924 in Karow Der damalige für Buch und Karow zuständige Küsterlehrer Bartholomeus Augustin war seiner Zeit einer der ersten Heimatchroniker, der akribisch eine Höfechronik erstellte, die die Besitzverhältnisse an den Karowern Ackergeräten und Pflugscharen veranschaulichen. Durch den damaligen Pfarrer Ulrici während der Mitte des 18. Jahrhunderts weiter fortgeführt übernahm dies in Folge der Schmiedemeister Hermann Achilles, welcher selbst 1899 als letzter die Laufschmiede führte und hochbetagt die vielen Hofzeichen mit zitternder Hand aufmalen konnte. Der Pfarrer konnte selbst die vorher nicht dokumentierte Zeitspanne vor 1598 bis in das Jahr 1461 nachvollziehen. Diese Aufzeichnung enthält neben Wappen der Ritter die so genannten Hofzeichen, die über die Güterverteilung der Dorfbewohner Auskunft gaben. Die ältesten Hofzeichen waren runenartige Bilder, die Krähenfuß, Stern, Mistforke, Eier, Sägebock und Schmiedebank darstellten. Diese Zeichen stammen aus der ältesten Zeit von Karow. Später bediente man sich mit Initialen aus den Anfangsbuchstaben der Besitzer und sind schon die erste Frucht des Lese- und Schreibunterrichts der Volksschule seit der Reformation. Seit 1700 gebräuchlich, werden diese auch nach einem Besitzwechsel beibehalten. Diesen Bezeichnungen her stammt auch der heutige Straßenname Hofzeichendamm.

Bohrer Eier Sägebock Schmiedebank Linien Forke Stern Doppelter Krähenfuß
Bohrer Eier Sägebock Schmiede-bank Linien Mistforke Stern Doppelter Krähenfuß

Reformation Das 16. Jahrhundert war bestimmt durch die Reformationszeit. Aus dieser Zeit des Umbruchs liegen wenige Daten bezüglich dem Dorf Karow vor, einzig ein Bistationsprotokoll aus dem Jahre 1540 (nach Riedel c. b.), welches auch eine wichtige Ergänzung zum Landbuch von Karl IV. aus dem Jahr 1375 darstellt:

»Karow, ist ein filial pfarre zu Buck. Collatoresdie Schragen, hat ein Kelch, 1 Pacem, hat eine Monstranßen, hat die Schragen (als Patronin in Berwarung); hat biß in LXX Communicanten, tregt der opfer jerlich 36 gr, hat ein pfarrhauß, geboren aber zur Pfarren IIII hufen, geben des Jars 3 W. XVI schfl. halb rocken halb hafern, hat hinter dem huffschlage Wisenwachs, davon hat der pfarrer jerlich acht Schilling gr; hat 38 hufen, gibt jede hufe dem Pfarrer I schfl, IIII gr. das gotshaus vor I pfd wachs jerlich. Kuster 38 schfl korns, von jeder hufen I schfl, hat kein kusterhaus, II brot jeder hufner, die Cothsessen eins teils IIII eins teils V brott, II eier von jeder hufe, II gr. vom gotshaus, II gr. vom pfarrer. Gotshaus hat landt, dorauff man II schfl korns sehen magk, hat sonst kein zins.«

Einige der Ausstattungsgegenstände, die in der neuen evangelischen Kirchengemeinde nicht mehr benötigt wurden mussten nach Berlin ins "Graue Kloster" gebracht werden. Im Übergabeprotokoll ist geschrieben, dass "1 siber verguldete Monstrantz aus dem Dorfe Karow, hat gewogen 4 margt". abgeliefert wurde. Ab diesen Zeitpunkt wurde die Verbindung der Ortskirche zur Probstei in Bernau aufgelöst, die Kirchengemeinde wurde der Probstei Berlin (Nikolaikirche) zugeordnet. Aus der Bewirtschaftung geht hervor, dass der Pfarrer vier Hufen entweder selbst bewirtschaftete, oder durch Pacht bewirtschaften ließ. So genannte Gotteshausleute (Kirchenältesten) sorgten dafür, dass sich die Gemeindemitglieder rechtzeitig um Bestellung und Ernte auf den Kirchenacker kümmerten und das Korn in den Gotteshausscheunen zum Ausdreschen verbracht wurde. Aus dem Stall des Hirtenhauses wurde der Dung für den Acker geliefert, im Gegenzug erhielt er das Stroh. Bekannt ist, dass das Karower Gotteshaus ein stattliches Vermögen ansparen konnte, so dass die Gemeinde in der Lage war offene Rechnungen der in Not geratenen Gemeindemitglieder, aber auch Abgebrannten und bedrängten Glaubensbrüdern auslegen konnte.

Kirche und Dorfschule in KarowKarower Kirche Die noch sehr gut erhaltene Feldsteinkirche entstand wahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert, dessen Grundmauern vermutlich noch aus dieser Zeit stammen. Sie ist nicht nur die älteste Kirche im Norden von Berlin, sondern auch die älteste im Barnimer Land, nachdem die Kirche in Wartenberg nach einem Krieg nicht mehr gerettet werden konnte. Als spätromanischer Quaderbau gebaut, ist diese, eine sogenannte vollständige Anlage mit Schiff, Presbyterium und Chor, noch auf den Grundmauern der Errichtung, bestehende Kirche. Sie wurde am Langhaus mit barocken Rundbogenfenstern ausgestattet, die später mit korbbogig geschlossenen Öffnungen ergänzt wurden. Zwei alte Fenster kann man noch an der Nordwand erkennen. Ebenso noch zu erkennen sind Reste einer Pforte. Die Apsis hatte einst drei Rundbogenöffnungen, wovon nur noch das nördliche im Mauerwerk zu erkennen ist. Der Bau der Kirche erfolgte erst einmal ohne Kirchturm. Im späten Mittelalter wurde auf der Nordseite des Chores eine Sakristei aus Feldsteinen und großformatigen Ziegeln, die in den Tür- und Fenstergewänden zu sehen sind, gebaut. Eine Inschrift am Schwibbogen, gegenüber der Kanzel zeugt aus der Zeit des Umbau's:

»Anno 1429 completum est hoc opus per Jacobum Sachsen obiitque codem anno Peter Gatho et Provisor huius templi Sebastian Dame.«

In der Übersetzung wird gesagt, dass die Kirche im Jahr 1429 durch den Baumeister Sachse vollendet wurde und dass im selben Jahr Pfarrer Peter Gatho und der Kirchenvorsteher Sebastian Dame starben. Das innere Gewölbe der Sakristei erhält die zu dieser Zeit üblichen Birnstabrippen. Mehrfach umgebaut bestand diese ursprünglich aus dem schon genannten Schiff, Presbyterium und dem Chor. 1552 erhielt die Kirche einen Holzdachturm, der damalige Gutsherr und Bürgermeister von Berlin, Hans Tempelhof stiftete dazu eine große Bronzeglocke, die später dem "Vaterlande" im Ersten Weltkrieg zum Opfer gebracht werden musste. Dessen Inschrift "Mit Lobliedern erhebt den über alles großen Gott, Mit Lobliedern mögen diesen Herren die Glockenklänge erhöhen." ist das Einzigste, was von der Glocke erhalten ist. Ergänzend stand noch geschrieben, dass "Nickel Dietrich aus Lutrig MDLII aus Bewilligung Hansen Tempelhoff des jüngeren goß mich". Eine Urkunde aus dem Kirchturm beschreibt, dass dieser Turm in den Jahren 1611 und 1769 erneuert wurde. Der amtierende Pfarrer Ulrici schrieb sie damals ab und so kann dessen Inhalt wiedergegeben werden:

»Anno domini tausend fünfhundert der wenigen Zahl LI ist das Dorf verkauft von Ulrich Schragen. Er hat es verkauft dem ehrbaren u. wohlweisen Hansen Tempelhoff, Bürgermeister in Berlin, u. folgenden Jahres als im LII. ist gebaut diese Spitze zu der Ehre Gottes u. zur Zier des ganzen Dorfes Caro durch den Ehrhaften u. kunstreichen Meister als durch Lorenz Franken von der Neustadt u. durch Aßmus Schulze von Kamenz; aufgerichtet Diensttags nach cathedra petri im Beisein der ganzen Nachbarschaft. Auch insonderheit zu wissen die Regenten u. Herren: Der Herr ist Hans Tempelhoff Bürgermeister zu Berlin. Der Perner Herr BaltinDionis. Schulze u. Gottesleute als Matth. Kraß, Matth. Wendlandt. Die Schöffen sind Andr. Gatho, Jürgen Bergmann, Jacob Wegener, Math. Wendlandt, Martin Schünemann. Haben alle zu der Zeit gelebt. Gott sei Ehre in Ewigkeit. Amen. Und ist in dem Jahre eine große teure Zeit gewesen.«

1845 wurde durch den heute noch vorhandenen Turm aus gelben Backsteinen der alte Holzturm ersetzt, der im Jahr 1824 wegen Einsturzgefahr schon gewichen war. Einer größeren Erneuerung unterzog sich die Karower Kirche im Jahr 1622, im Beginn des "Dreißigjährigen Krieges", der in der Mark noch nicht angekommen war. Zu der Zeit war Dietrich von Röbel Patronus, Gregorius Masut Pfarrer, Marcus Grawert Schulze und Hans Schünemann Vorsteher. Die im Inneren befindlichen spätgotischen Kreuzgewölbe brachen 1830 aus und wurden durch eine bretterverschalten Kappendecke ersetzt. Weiterhin im Inneren befindet sich eine Kanzel und Taufe dessen Art der Spätrenaissance zuzuschreiben sind. Naive Malereien schmücken die Emporenbrüstungen. Auf vierunddreißig Gemälden, geschaffen um 1700, wird das alttestamentliche Heilgut von der Schöpfung bis zu Simsons Löwenkampf dargestellt. Diese wurden 1958/59 restauriert. Zu den wertvollsten Schätzen der Kirche zählen die neun Wittenbergischen Tomi Lutheri, ein gedrucktes Lutherwerk aus dem Besitz des Feldmarschalls Joachim von Röbel und in dessen letzten Band die Handschrift Melanchthons aus dem Jahre 1559 enthält. Eine Dorfkirche dessen wahre Schönheit im Inneren liegt.

»Wir gehen dahin und wandern... durch so viel Angst und Plagen, durch Zittern und durch Zagen, durch Krieg und große Schrecken, die alle Welt bedecken...«

»aus Paul Gerhardts Neujahrslied«

Wallenstein-Dreißigjähriger KriegDreißigjähriger Krieg Waren es im letzten Jahrhundert die Säuchen mit der Erduldung von Kummer, Leid und Tod, so kamen neues Leid dazu, mit Verwüstung und Tod durch den Großen Krieg in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Dessen Folgen brachten wieder Seuchen, wie Cholera, Pest und Pocken nach sich. In dem Verzeichnis des Niederbarnimischen Kreises wird der Ort noch als "wüst" genannt. Nachdem der Dreißigjährige Krieg begann, konnte man in Karow in Frieden eine dreifache Hochzeit feiern und wie schon beschrieben, im Jahr 1622 die Kirche erneuern. Vier Jahre darauf folgte wieder die Pest, die in Karow ihren Anfang nahm, weil sich Vater Neigemann bei seinem Aufenthalt auf dem Judenhof in Berlin ansteckte, nach und nach erst seine Familie dahinraffte und in dessen Folge insgesamt 77 Opfer in Karow zu beklagen waren. Wie sich die Ereignisse damals überschlugen haben kann man aus den überlieferten Karower Sterberegister vom 14. September 1626 ersehen:

»Anna Müller, die die anderen alle aus dem Hause (Jürgen Neigemanns) zu Grabe getragen: gestorben und ist von Baltin Habedank zuvor in Berlin, zu grabe gebracht , welcher 3 Thaler bekommen: und ist niemand mehr im Hause blieben als Kersten Stromann, der krank gelegen, dem auch der Totengräber ein warm Bier gegeben und weggegangen: und der arme Mensch nicht wieder gesehen worden: Man 14 Tage hernach Martin Habedank von Berlin 3 Thaler gegeben, der im Hause umgesucht: saget, er konnte ihn nicht finden. Im Monat Dezember, montags nach dem 1. Advent (also ein viertel Jahr später) ist das Haus hier eröffnet gefunden, daraus alles weggetragen, und hat ihn Daniel Hermann, ein Schmied von Berlin, der zu Karow etliche begraben, ins Bette gefunden, darin er all verweset, und und hat ihn ins Laken gefasset und hinter dem Hause begraben, weil er auf Kirchehofe nicht können gebracht werden.«

1626 kam der Krieg nach Karow, nachdem Wallenstein mit seinen Truppen in die Mark einfiel. Zwei mal überwinterte sein Herr in der Gegend und die Landgemeinden mussten neben derer Bekleidung sowie Schuhwerk auch für dessen Besoldung einstehen. Erst 1631, als der Schwedenkönig Gustav Adolf vor Berlin stand hörten die Truppenbewegungen durch die Pankower Dörfer auf und kamen 1635 zurück, als der Kurfürst Wilhelm dem "Prager Frieden" anschloss und sich dem Schwedenkönig zum Feind machte. Kaiserliche Truppen plünderten am 2. September 1636 die Stadt Bernau und verschleppten zu den geraubten Sachen die Pest, die abermals durch die Dörfer zog. In den Verzeichnissen der Hofstellen steht später geschrieben "Dies Gut ist in den kläglichen Zeiten wüste geworden". Nach Jahrzehnten genügsamer Zähigkeit kam Besserung in die Mark, als unter weiser und landesväterlicher Fürsorge unter Friedrich Wilhelm I. Hugenotten, böhmisch-mährische Brüder und später auch Salzburger in die Mark kamen, die alle wegen ihres Glauben aus ihrer Heimat in Frankreich und dem Habsburger Land vertrieben wurden. So wie die Zeit des Dreißigjährigen Krieges mit einem Neujahrslied begann, so endet die schwere Zeit mit einem Lobvers auf den König von Schweden, Gustav Adolf:

»Gustav Adolf, Christ und Held, Rettete bei Breitenfeld Glaubensfreiheit für die Welt.«

Karower Schule Der damals deutsch-evangelische Geist half seiner Zeit mit Mut und Ausdauer im Zusammenwirken von Kirche und Schule, Gutsherrschaft und Patronat, den Pankower Gemeinden , die nicht dem Kriege gänzlich zum Opfer fielen, in den nachfolgenden Jahrzehnten wieder aufzubauen. Die evangelische Volksschule, Schöpfung der Reformation, war es die unter sehr bescheidenen bzw. dürftigen Verhältnissen ihr schweres Werk der Volksbildung und -erziehung meistern mussten. Älteste Überlieferung aus dem Karower Schulleben ist der Bucher Küsterlehrer Bartholomäus Augustin, der schon 1605 verstarb. Dieser unterrichtete die Kinder beider Dörfer im Bucher Küsterlehreramt. Nachfolger war ein gewisser Koch, der im Pestjahr 1638 seine Frau und dessen vier Kinder verlor. Die größeren gingen weiter im benachbarten Buch zur Schule, die kleineren Kinder wurde ein Schneider Matthäus Beedemann als Schulmeister angenommen. Das damalige Karower Schulamt verwaltete zudem auch das örtliche Handwerk. Während der Zeit (1686) des Schulmeisters Joachim Beerbaum entstand unmittelbar am Kirchhof ein eher bescheidenes Schulhäuschen. Das Bucher Küsterhaus wurde schon früher an der Nordseite der Dorfaue erbaut und entstand zwischen 1600-72 auf Grund eines im Jahr 1600 enthaltenen Martikeleintrag. So steht geschrieben "Hat kein Küsterhaus ist Ihme förderlichst eines zu bauen.". Erwähnung findet es erst nach der Fertigstellung des neuen Pfarrhauses. Die Karower Schulmeister übten zu ihrer Lehrtätigkeit eine weitere berufliche Tätigkeit aus. Meist waren sie Schneider oder Leineweber und wurden für ihre Lehrertätigkeit von ortsansässigen Pfarrern herangebildet. Die beherrschende Naturalwirtschaft schaffte es nicht, den angenommenen Schulmeistern ein auskömmliches Bargehalt aufzubringen. Meist wurde das Küsteramt (Schulmeister) innerhalb der Familie weitergetragen. Dessen Kinder übernahmen dann die Schulbildung der Dorfbewohner. So kam es auch, dass die Familie von Bartholomeus Koch über 150 Jahre das Küsteramt inne hatte.

Unterricht in den ehemaligen Berliner Gutsdörfern - Schule in Karow Der Ablauf eines Schultages zu damaliger Zeit war wie folgt aufgegliedert; In der ersten Schulstunde wurde ein Lied gesungen. Nach dem Gesang wurde gebetet und anschließend ein Stück aus dem Catechismo (Buch der Religion) erklärt. Mit der zweiten Unterrichtsstunde wurde das ABC, das Lesen und Buchstabieren gelernt. Das Buchstabieren wird in der dritten Stunde weiter fortgesetzt und mit Lernen von Buchstaben und dem Schreiben ergänzt. Die Zeit des Nachmittagsunterricht begann mit dem Lesen der biblischen Bücher, gefolgt von der christlichen Lehre in der zweiten Unterrichtsstunde, wobei dem ersten Teil wieder der Religion vorbehalten war. Die größeren Kinder lesen in der zweiten Unterrichtshälfte, die Mittleren buchstabieren und die Kleinen erlernen weiter die Buchstaben. Die dritte und letzte Unterrichtsstunde am Nachmittag war dem Schreiben und Rechnen vorbehalten. Beim Unterricht am Samstag wiederholten die Kinder ihre gelernten Sprüche, Psalmen und Lieder. Im Anschluss wird abwechselnd aus dem Alten- und Neuen Testament vorgelesen. Im Anschluss lesen die Kinder das Evangelium, schreiben Wörter an die Tafel, die der Schulmeister korrigiert. Zum Ende des wöchentlichen Unterrichts werden die Schulkinder herzlichst ermahnt beim sonntäglichen Kirchgang, sich in der Kirche still und andächtig zu verhalten um Gottes Wort zu hören und im Gedächtnis zu behalten.

Unmittelbar neben der Kirche findet man noch heute das alte Spritzenhaus, welches sich damals noch vermutlich in der Dorfaue nahe der Kirche befand. Erst nach dem Bau der Schule Alt-Karow 15 wurde das Spritzenhaus in Alt-Karow 14 errichtet. Im Weg durch das Dorf kann an den Wohnhäusern noch heute der einstige Stand der Bewohner abgelesen werden. So findet man unter Alt - Karow 26 das ehemalige Stellmacherhaus welches weder unterkellert ist noch mit Schmuckelementen versehen ist. Es ist ein Beispiel für "Das Haus der kleinen Leute". Typische märkische Bauernhausform findet man in Alt-Karow 19, welche im ausgehenden 18. Jahrhundert die meist verwendete Bauform war. Mit der Separation und der darauf folgenden Abschaffung der Feudalherrschaft Mitte des 19. Jahrhunderts begünstigte das Dorf mit der Akkumulierung von Geldmitteln, die die Bauern nicht nur in den Ausbau ihrer Wirtschaftsbereiche investierten sondern auch in der Darstellung ihres Standes durch den Bau bzw. Ausbau ihrer Wohnhäuser. Diese Bauten, gestaltet in der damals traditionellen späten klassizistischen Bauweise, bestimmen noch heute das Bild des Ortskerns. Hierfür stehen die Adressen Alt-Karow 17 und 35 als bezeichnende Beispiele.

Bahnhof Karow Mit dem Bahnanschluss und der Einführung des Vororttarifes 1891 entwickelten sich in Karow zahlreiche Villen und Landhäuser entlang der Straße vom Bahnhof zum eigentlichen Dorfkerns. Die Entwicklung blieb aber gering wegen der Nähe zu den Rieselfeldern der Stadt Berlin. So war es auch nicht verwunderlich, dass Karow Anfang des 20. Jahrhundert weder Elektrizität noch Wasseranschluss nebst Kanalisation hatte.

Nach der Eingemeindung in den 19. Verwaltungsbezirk von Berlin (Pankow) wurde das Dorf aus der Niederbarnimer Verwaltung herausgelöst und der Verwaltung des Berliner Bezirkes Pankow unterstellt. 1985 wechselte Karow in den Verwaltungsbezirk von Weißensee und schließlich mit der Verwaltungsreform von Berlin Anfang des 21. Jahrhunderts wurde Weißensee mit samt dem Ortsteil Karow wieder der Verwaltung von Pankow unterstellt.

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Entlang der Panke - Von der Quelle im Naturpark Barnim durch den Norden Berlin's

Projektbeschreibung

Mit unserem Regionalportal beschäftigen wir uns mit der Entwicklung der Pankeregion. Die Epochen der Zeitgeschichte und die Siedlungsgeschichte an der Panke bilden die Grundlage geschichtlicher Recherchen über die ehemaligen Landgemeinden.

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