Reinickendorf

Die Jahrhundertwende

Schule und Wasserturm von ReinickendorfUm die Jahrhundertwende kam auch die Industrie nach Reinickendorf. Erste gewerbliche Ansiedlungen waren im Jahr 1775 eine Papiermühle, dessen verschiedene Getreidemühlen folgten und 1860 gab es zudem eine Steinpappenfabrik. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ließ sich schon eine metallverarbeitende Industrie im alten Ortskern nieder. Das war für die damalige Zeit etwas ungewöhnlich, ließen sich doch solche Gewerke in den Randzonen, an Flussläufen oder in der Nähe von Bahnhöfen bzw. Hauptstraßen niederließen. Nördlich des Angerdorfs an der Flottenstraße bot sich ein idealer Platz für industrielle Ansiedlungen, ganz in der Nähe auf Wilhelmsruher Seite entstand zu dieser Zeit auch das große Werk "Bergmann Borsig". Viele kleine Handwerksbetriebe durchsetzten die Wohngebiete. Im ersten Jahrzehnt fanden schon über dreitausend Arbeiter in den 35 Reinickendorfer Fabriken. Mit dem Bau eines Wasserwerk nebst Tiefbrunnen in der Tegeler Heide und einer neuen Wasserleitung ist Reinickendorf nun mit fließendem Wasser versorgt, am Hausotterplatz wurde ein Wasserturm gebaut. Gemeinsam mit der Gemeinde Dalldorf schlossen sie sich mit eigener Kanalisation am Rieselgut in Schönerlinde an. Straßen wurden ausgebaut, die Verkehrsplanung an das Berliner Verkehrsnetz angepasst, neue Schulhäuser und ein eigenes Krankenhaus wurden gebaut. Erste Straßenbahnen verkehrten nach Schönholz und zwischen Reinickendorf Ost und West. In der Pankower Allee wurde ein Straßenbahnhof eingerichtet. Das ehemalige Bauernland wurde immer mehr Gegenstand gewinnsüchtiger Unternehmungen. Des Bauern erdgebundene Arbeit setzte sich in Gelddenken um. Das letzte Erntedankfest 1893 gefeiert. Um maßlose Gewinne Einzelner zu unterbinden änderte das Amt Reinickendorf seine Bodenpolitik und konnte mit der Wertzuwachssteuer diese der Allgemeinheit zuführen. Reinickendorf selbst kaufte nun große Flächen der Feldmark für 5½ Millionen Mark auf, der schon fünf Jahre später auf 140 Mio. Mark geschätzt wurde. Die Residenzstraße bildete sich zur Pracht- und Einkaufsmeile heraus. Hier befand sich auch das in ganz Berlin bekannte Restaurant "Kastanienwäldchen". Der Name Residenzstraße wurde gewählt, weil die Straße zur Residenzstadt Berlin führte.

Feuerwache in der Kopenhagener Straße um 1920Feuerwache Ein Dorf auf dem Weg zur Großstadt benötigt auch Gemeindebauten, wie größere Schulen, Verkehrseinrichtungen, eine gröpßere vor Ort befindliche Feuerwache, Krankenhäuser und andere Versorgungseinrichtungen. Die Reinickendorfer Feuerwache wurde 1902 in der Kopenhagener Straße 19-23 vom Magistrats-oberbaurat Reppin errichtet. Sie war dort bis 1956 in Betrieb erlitt aber im 2. Weltkrieg schwere Kriegsschäden aus dessen Folge 1951 der Steigturm abgebrochen wurde. Ebenfalls unter der Federführung Reppins wurde ab 1906 mit dem Bau einer Schule in der Lindauer Allee begonnen. Das dort gebaute Reform-Realgymnasium wurde 1910 feierlich eingeweiht. Dieses wurde zwischen 1913/14 erweitert. Das Kaiserliche Postamt, welches zuvor in einem Wohnhaus auf der Residenzstraße untergebracht war fand in selbiger ein neues Zuhause. Und dieses wurde von Robert Gaedicke  in den zwanziger Jahren auf dem Grundstück 24/25 errichtet. Mit dem neuen Jahrhundert erhielt Reinickendorf Gaslaternen. Zuvor versorgten Nachtwächter die Petroleumlaternen.

Weiße Stadt in Reinickendorf Aroser Allee 1952Weiße Stadt Mit 20.000 Einw. startete Reinickendorf in das neue Jahrhundert. Auf der neuen Residenzstraße entstanden drei-geschossige Gründerzeitbauten, meist mit Baulücken, die auch lange Zeit blieben und weil die Anschlussbauten ausblieben wurden die Giebelfassaden verputzt und zu Werbefassaden umfunktioniert. Entstanden in den Anfängen erst Landhausbauten, die viel Platz einnahmen aber wenig Mietfläche boten so wurden in der Nachfolge Wohnanlagen errichtet, in dessen Höfen Grünanlagen und Spielplätze Platz fanden. Südlich des Schäfersees wurde dann 1911 die erste größere Siedlung, das "Schweizer Viertel" (Weiße Stadt) gebaut. Die "Weiße Stadt" ist heute noch ein bezeichnendes Beispiel der damaligen Bebauung. Die Gemeinnützige Heimstättengesellschaft Primus mbH ließ mit Fördermitteln der Stadt Berlin zwischen 1929/31 1.600 Wohnungen bauen. Diese entstand südlich des Angerdorfes an der Aroser Allee (Schillerpromenade), welche schon 1914 mit weiteren Straßen angelegt wurde. Der Name "Schweizer Viertel" bürgerte sich nur aufgrund der Straßenbezeichnungen ein, die aus dem Schweizerischen stammen. Eine Arbeitsgemeinschaft aus den Architekten Professor Salvisberg und Professor Büning nebst Regierungsbaumeister Ahrends wurde mit diesem Projekt betraut. Stadtbaurat Martin Wager, der auch für die Ausführung der Hufeisensiedlung in Britz, der Siemensstadt und der Onkel Tom Siedlung verantwortlich war wurde mit der Bauausführung betraut. Gartenbaudirektor und erster freischaffender Gartenarchitekt in Deutschland Ludwig Lesser wurde für die Planung und Gestaltung der Garten- und Grünflächen beauftragt. Lesser wurde 1919 zum Präsidenten der Deutschen Gartenbaugesellschaft ernannt. Seine repräsentativsten Projekte liegen in Bad Saarow. Charakteristisch für diese Siedlung ist das weiße Erscheinungsbild und der Baustil der "Neuen Sachlichkeit". Alles was die zukünftigen Bewohner benötigten wurde mit in die Planung aufgenommen und ausgeführt. Die neue Siedlung verfügte über einen Kindergarten, meditinische Versorgung, Geschäften und eine Volks- und Jugendverkehrsschule. Die Wärmeversorgung übernahm ein Heizkraftwerk und sorgte für Fernwärme, zwei Gemeinschaftswaschküchen standen den Bewohner für das Wäschewaschen zur Verfügung. Während der Weltwirtschaftskrise kam der Bau des Projekts ins Stocken und wurde erst ab 1951 weiter gebaut. Am markantesten dieser Siedlungsanlage ist das über die Aroser Allee gebaute "Brückenhaus", ein fünfgeschossiges Laubenganghaus. Im Jahr 2008 wurde die "Siedlung der Berliner Moderne" in die UNESCO Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Dorfkirche In den 30er Jahren wurde die Alte Dorfkirche erneuert und renoviert. Dabei wurde das äußere Bild kaum verändert. Lediglich der neuzeitliche Maßwerkfries unter der Traufe wurde gegen einen Schriftband in Sgraffitotechnik gewechselt. Die Kirche wurde vermutlich im 14. Jahrhundert als Fachwerkbau gebaut und im 15. Jahrhundert wurde sie im gotischen Stil erneuert. Die Jahreszahl findet man auf der heute noch vorhandenen Glocke. Bezeichnend für die Dorfkapelle ist die für das Mittelalter typische nachlässige Technik bei Verwendung der Felssteine im Aufbau des Feldsteinsaals mit teils spitzbogigen, teils rundbogigen Fenstern und dem Ostabschluss in Form eines Halbkreises. Der Ostschluss ist für märkische Kirchen eher eine Seltenheit und nur in wenigen Kirchen der Mark in gleicher Form gebaut wurden. Der Glockenturm an der Westseite der Kirche, ein massiver Putzbau, welcher vermutlich aus dem Jahr 1713 stammt. So zeigt es zumindest die Windfahne, die auf dem hohlgeschweiften Zeltdach mit der barocken Kupferspitze, die an Potsdamer Chinoiserien erinnert, krönt. Vorher gab es nur einen so genannten Dachreiter, der die Glocke trug. 1759 schlug in dem Turm der Blitz ein, ein schnelles Eingreifen der örtlichen Feuerwehr verhinderte schlimmere Schäden. Eine früher beabsichtigte Wölbung ist im Innern der Kirche an den Schildbögen und der charakteristischen Stellung der Fenster in den Achsen der Joche erkennbar. Sie erhielt zur damaligen Zeit einen Chor der für diese Zeit sehr ungewöhnlich war. Der gotische Flügelaltar der zur Erneuerung in den 30er Jahren aus dem märkischen Museum zurück geholt wurde zeigt auf acht bemalten Holztafeln die Passion Christi nach der berühmten Holzschnittfolge Albrecht Dürers. Dieser Alter ist vermutlich 1515 entstanden. Eine zur Hälfte erhaltene Altartafel wurde erneuert, das Original wurde an die Nordwand gehängt. Noch vor dem Altar entstanden zwei kleine Schnitzfiguren der St. Anna und der heiligen Margareta. Während der Renovation wurde die Emporbrüstung mit Bildern und die bemalte Decke nach einem Entwurf von Paul Thol ergänzt. Der mit einem Bohlenzaum umgrenzte Kirchhof reichte im Jahr 1886 nicht mehr aus und wurde an die Brusebergstraße verlagert. Dort wurde später eine Denkmal für die Gefallenen von Begas aufgestellt, welches 1873 durch den Eisenbahnkönig für seinen verstorbenen Sohn gefertigt wurde.

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